Market Profile ®

Das Mar­ket Pro­fi­le wur­de in den 1980ern vom Soja­boh­nen­händ­ler Peter Steidl­may­er zusam­men mit der CBOT ent­wi­ckelt mit dem Ziel, einen tie­fe­ren Ein­blick in die Märk­te zu bekommen.

  • ist KEIN Indi­ka­tor. Es dient dazu, bes­se­re = pro­fi­ta­ble­re Han­dels­ent­schei­dun­gen zu treffen.
  • geht davon aus, dass Märk­te durch die Zeit, den Preis und das Volu­men bestimmt werden.
  • Die opti­sche Struk­tur ergibt sich durch die Gauß­sche Glo­cken­kur­ve, die um 90° gedreht ist: 
    • Preis = Y-Achse
    • Zeit = X-Achse
  • Stan­dard­nor­mal­ver­tei­lung:
    • 68,2% ± 1 σ = Value Area
    • 95,4% ± 2 σ
    • 99,7% ± 3 σ

Die um 90° gedreh­te Gauß­sche Glo­cken­kur­ve sieht aus wie in Abbil­dung 1:

Abbil­dung 1

Aus­ge­hend von einem Cand­le­stick­chart – wie wird die­ser in ein Mar­ket Pro­fi­le „umge­wan­delt“?

In Abbil­dung 2 wird das Mar­ket Pro­fi­le Schritt für Shritt von links nach rechts entwickelt.
  1. Schritt: Steidl­may­er hat den Markt in 30-Minu­ten Häpp­chen auf­ge­teilt. Jeder Peri­ode hat er einen Buch­sta­ben zuge­teilt. Der links abge­bil­de­te Cand­le­stick­chart ist also ein 30-Minu­ten Chart. Die ers­te hal­be Stun­de wird mit dem Buch­sta­ben A gekenn­zeich­net, die zwei­te hal­be Stun­de mit dem Buch­sta­ben B … und die 9. hal­be Stun­de mit dem Buch­sta­ben I. Der Schluss­kurs ist rot eingekringelt.
  2. Im 2. Schritt wird dann die gesam­te Han­dels­span­ne einer Ker­ze durch den ihr zuge­wie­se­nen Buch­sta­ben ersetzt. Also in etwas so, wie bei einem Point&Figure Chart die Käst­chen einer Spal­te mit Xs oder Os aus­ge­füllt werden.
  3. Die ers­te Han­dels­stun­de, also A + B, ent­spre­chen der Initi­al Balan­ce. Das sind die A + B TPO’s der ganz lin­ken und damit in der ers­ten Spal­te. Im vor­lie­gen­den Bei­spiel ist der Bereich mit einer grau­en Box markiert.
  4. Der Schluss­kurs wird eben­falls markiert.
  5. Im nächs­ten Schritt wer­den die Buch­sta­ben nach links an die Prei­sach­se gescho­ben, der Buch­sta­ben-Chart wird kom­pri­miert, die Luft wird raus­ge­las­sen, so dass alle „lee­ren“ Berei­che auf­ge­füllt wer­den. Damit erhält das Mar­ket Pro­fi­le sei­ne typi­schen Glockenkurven-Form.

Terminologie

  • TPO = Time Pri­ce Oppor­tu­ni­ty: Das ist ein Buch­sta­be, der einen Preis (oder auch vie­le Prei­se) zu einer defi­nier­ten Zeit kennzeichnet.
  • Initi­al Balan­ce: Die Ran­ge der ers­ten Han­dels­stun­de, im Bei­spiel also von A + B. Die Initi­al Balan­ce ist die Basis des Tra­ding-Tages und bil­det Unter­stüt­zung und/oder Wider­stand aus.
  • POC = Point of Con­trol: Der Punkt, mit den meis­ten TPO‘s (Buch­sta­ben) in einer hori­zon­ta­len Rei­he und somit der Preis mit der größ­ten Han­dels­ak­ti­vi­tät des Tages. Der POC stellt den „fair value“ = den fai­ren Preis des Tages dar. Am POC haben sich die meis­ten Käu­fer und Ver­käu­fer auf den Preis geeinigt.
  • Im Lau­fe des Han­dels­ta­ges mäan­dert der POC durch das sich ent­wi­ckeln­de Mar­ket Pro­fi­le. Es kön­nen sich aber auch meh­re­re POCs aus­bil­den, also meh­re­re hori­zon­ta­le Rei­hen mit der glei­chen Anzahl von TPO’s. Auch der POC bil­det Unter­stüt­zung und/oder Wider­stand aus.
  • Value Area: Aus­ge­hend von der Gauß­schen Glo­cken­kur­ve und der Stan­dard­nor­mal­ver­tei­lung ist das 1 Stan­dard­ab­wei­chung (= 1 σ). Jeweils 34,15% der TPO‘s nach oben und nach unten, aus­ge­hend vom Point of Con­trol. (Die Berech­nung folgt im wei­te­ren Ver­lauf.) Und auch die Value Area bil­det Unter­stüt­zung und/oder Wider­stand aus.
  • VAH = Value Area High: die Ober­kan­te der Value Area.
  • VAL = Value Area Low: die Unter­kan­te der Value Area.
  • Pri­ce Ran­ge: Gesam­te Han­dels­span­ne des Tages.
  • Sel­ling Tail / Buy­ing Tail: Das sind die Berei­che am unte­ren und obe­ren Ende des Mar­ket Pro­files mit nur einem ein­zel­nen Buch­sta­ben in der Hori­zon­ta­len, aber min­des­tens 2 in der Ver­ti­ka­len. Das sind die Extrem­punk­te mit star­ken Reak­tio­nen der Markt­teil­neh­mer. Und auch die Value Area bil­det Unter­stüt­zung und/oder Wider­stand aus.
  • Clo­se: Der Schluss­kurs des Tages. Hat als Refe­renz für den fol­gen­den Tag eine spe­zi­el­le Bedeu­tung in Bezug auf die Fra­ge: Hat sich das Sen­ti­ment geändert?
  • Auc­tion Point: Das ist der ers­te Preis außer­halb der Initi­al Balan­ce (von heu­te), nach­dem die Initi­al Balan­ce aus­ge­bil­det ist (das „D“ bei 5090).
  • Respon­si­ve Buy­ing: Wenn unter der Value Area (von ges­tern) gekauft wird, der Markt also als unter­be­wer­tet ein­ge­schätzt wird.
  • Respon­si­ve Sel­ling: Wenn über der Value Area (von ges­tern) ver­kauft wird, der Markt also als über­be­wer­tet ein­ge­schätzt wird.
  • Initia­ti­ve Buy­ing: Wenn der Markt als unter­be­wer­tet ein­ge­schätzt wird, obwohl er über der Value Area (von ges­tern) notiert, und hoch­ge­kauft wird.
  • Initia­ti­ve Sel­ling: Wenn der Markt als über­be­wer­tet ein­ge­schätzt wird, obwohl er unter der Value Area (von ges­tern) notiert, und abver­kauft wird.
  • Ran­ge Exten­si­on: Wenn der Markt über die Initi­al Balan­ce (von heu­te) gekauft und/oder unter die Initi­al Balan­ce (von heu­te) ver­kauft wird.

Steidl­may­er hat die Markt­teil­neh­mer in 2 Kate­go­rien eingeteilt:

Lang­fris­ti­ge Markt­teil­neh­mer = bey­ond-the-day Trader = Out­side Trader = other time frame Trader: Das sind in der Regel Inves­to­ren, die ihre Posi­tio­nen län­ger­fris­tig hal­ten. Es gibt zwei Lager lang­fris­ti­ger Markt­teil­neh­mer: die Bul­len und die Bären. Jeder ver­sucht den Markt in sei­ne Rich­tung zu bewe­gen. Sie geben in der Regel die Trend­rich­tung vor und kön­nen auch einen Trend­wech­sel initi­ie­ren.
Kurz­fris­ti­ge Händ­ler = day time frame Trader = Intra­day Trader: Die­se Markt­teil­neh­mer haben kein Inter­es­se an lang­fris­ti­gen Posi­tio­nen, meis­tens wer­den zum Han­dels­en­de die Posi­ti­on auch wie­der geschlos­sen. In der Regel wer­den nur weni­ge Ticks / Punk­te mit­ge­nom­men. Zu Steidlmayer’s Zei­ten waren das die Pit-Trader oder auch locals genannt, heu­te sind das die Mar­ket Maker, die dem Markt Liqui­di­tät garantieren.

Berechnung der Value Area:

Als Value Area wird der Bereich von 1 Stan­dard­ab­wei­chung des POC defi­niert. Also 1 σ über und 1 σ unter dem POC. In der Regel über­nimmt das Mar­ket Pro­fi­le Tool des Chart­tools für uns das Berechnen/Markieren der Value Area, aber wir soll­ten trotz­dem wis­sen, wie die Value Area berech­net wird. Am Bei­spiel von Abbil­dung 3 wird die Vor­ge­hens­wei­se erklärt.

Value Area berech­net über die TPO‘s:

  1. Alle TPO‘s zäh­len = 63 TPO‘s
  2. Davon 68% = 43 TPO‘s
  3. Point of Con­trol fest­le­gen, indem die längs­te hori­zon­ta­le Lini­en mit den meis­ten TPO‘s bestimmt wird, die der Mit­te der Han­dels­span­ne am nächs­ten ist und deren TPO‘s zäh­len = 8 TPO‘s
  4. Nun die TPO‘s der bei­den Zei­len über der Point of Con­trol Zei­le zäh­len = 11 TPO‘s.
    Dann die TPO‘s der bei­den Zei­le unter der Point of Con­trol Zei­le zäh­len = 12 TPO‘s.
    Die Sum­men ver­glei­chen und die grö­ße­re der bei­den Zah­len zu den TPO‘s der Point-of Con­trol Zei­le addieren.
  5. … solan­ge Punkt 4 wie­der­ho­len, bis 43 TPO‘s erreicht sind.
    8 + 12 + 11 + 8 + 8 = 47
  6. Die­ser Bereich ist dann die Value Area, in wel­cher ca. 68% aller TPO‘s liegen.
Abbil­dung 3: Berech­nung der Value Area (Quel­le: VTAD CFTe II Lehrgang)

Bei einem sym­me­tri­schen Mar­ket Pro­fi­le ent­spricht der Umriss einer idea­len Glo­cken­kur­ve. Das ist aller­dings eher sel­ten der Fall. Je nach­dem, ob das Mar­ket Profile

  • mehr in die Län­ge oder Brei­te geht oder
  • ob der POC mehr nach oben oder unten ver­scho­ben ist oder
  • ob sogar meh­re­re POCs exis­tie­ren oder
  • wie groß oder klein die Initi­al Balan­ce ist,
  • ob die Buy­ing und/oder Sel­ling Tails eher zur Markt­er­öff­nung oder zum Han­dels­schluss aus­ge­bil­det wer­den, oder
  • Sin­gle Prints irgend­wo in der in der Pri­ce Ran­ge aus­ge­bil­det wer­den, oder
  • ein naked POC aus­ge­bil­det wor­den ist

kann der Zustand des Mark­tes und damit die Markt­ak­ti­vi­tä­ten der bei­den unter­schied­li­chen Teil­neh­mer­grup­pen inter­pre­tiert werden.

Market Profile Pattern

Mar­ket Pro­fi­le ver­sucht fol­gen­de – wich­ti­ge – Fra­ge zu beant­wor­ten: Wer hat heu­te die Kon­trol­le über das Markt­ge­sche­hen? Die Inves­to­ren oder die Day­trader? Aus­ge­hend davon kann für den heu­ti­gen und auch die fol­gen­den Han­dels­ta­ge die eige­ne Stra­te­gie ange­passt wer­den.
Die Akti­vi­tät der lang­fris­ti­gen Markt­teil­neh­mer kann sich von extrem gering bis extrem hoch bewe­gen. Die­se Akti­vi­tä­ten hin­ter­las­sen Fuß­ab­drü­cke (foot­prints) im Markt, wel­che in 5 ver­schie­de­nen Tages-Struk­tu­ren (= Pat­tern) quan­ti­fi­ziert und kate­go­ri­siert wer­den kön­nen. Bei den Pat­tern dient die Initi­al Balan­ce als Basis. Anhand der gemes­se­nen Akti­vi­tät der lang­fris­ti­gen Markt­teil­neh­mer ist es mög­lich, die täg­li­che Han­dels­span­ne vorherzusagen.

  • Non­trend Day: Long-Term Trad­ers üben einen klei­nen oder kei­nen Ein­fluss auf den Markt aus. Der Preis bewegt sich prak­tisch nicht über die klei­ne Initi­al Balan­ce hin­aus. Weder nach oben noch nach unten. In der Regel ist auch die Han­dels­span­ne des gesam­ten Tages gering. Außer den Day Tradern sieht kei­ner der Markt­teil­neh­mer Chan­cen oder Gele­gen­hei­ten im Markt. Wer­den häu­fig vor Markt-rele­van­ten News oder Feri­en-/Fei­er­ta­gen aus­ge­bil­det.
    Das Mar­ket Pro­fi­le eines Non­trend Days ist stark in der Hori­zon­ta­len erwei­tert, weni­ger in der Ver­ti­ka­len.
    Kei­ne Long-Term Trad­ers.
    In Cand­le­stick-Spra­che wird ein Short Day ausgebildet.
  • Nor­mal Day: So ein „nor­ma­ler Tag“ wird im Mar­ket Pro­fi­le dadurch cha­rak­te­ri­siert, dass die Inves­to­ren bereits früh in das Han­dels­ge­sche­hen ein­grei­fen und die Initi­al Balan­ce rela­tiv aus­ge­dehnt ist. Hin­zu kommt im Tages­ver­lauf eine direk­tio­na­le Aus­deh­nung (= Exten­si­on) der Initi­al Balan­ce um bis zu 50%.
    10% - 20% der Han­dels­ak­ti­vi­tät kom­men von Long-Term Trad­ers.
    Typi­scher­wei­se bil­den an einem Non­trend Day oder einem Nor­mal Day die 1. Stan­dard­ab­wei­chung die Mit­te der Han­dels­span­ne. Die 2. + 3. Stan­dard­ab­wei­chung dar­über und darunter.
  • Nor­mal Varia­ti­on Day: An so einem Tag kom­men ca. 20% bis 40% der Han­dels­ak­ti­vi­tät von Long-Term Trad­ers – und die brau­chen Platz. Die Initi­al Balan­ce ist klei­ner als an einem Nor­mal Day. In der Regel wird an einem Nor­mal Varia­ti­on Day die Initi­al Balan­ce ver­dop­pelt. Die Value Area wird nach oben oder nach unten verschoben.
  • Trend Day: Die Long-Term Trad­ers (= Out­side Trad­ers) machen ca. 40% - 60% der Han­dels­ak­ti­vi­tät aus. Der Markt bewegt sich dra­ma­tisch weg (rauf oder run­ter) von der Initi­al Balan­ce, die an so einem Tag typi­scher­wei­se klein ist. Der Schluss­kurs an einem sol­chen Trend Day liegt höchs­ten 10% von einem Extrem­wert ent­fernt.
    Die Trend­be­we­gung inner­halb des Tages im ½ Stun­den­chart ist intakt (höhe­re Hochs + höhe­re Tiefs oder tie­fe­res Hochs + tie­fe­re Tiefs). Bul­len oder Bären toben sich an so einem Tag aus, am Fol­ge-Tag wird die­se Bewe­gung in der Regel nicht fort­ge­setzt. Das Mar­ket Pro­fi­le eines Trend Days ist stark in die Ver­ti­ka­le erwei­tert, weni­ger in die Hori­zon­ta­len. Im Mar­ket Pro­fi­le wird der Tag durch „sin­gle prints“ in der Ver­ti­ka­len gekenn­zeich­net.
    In Cand­le­stick-Spra­che wird ein Marub­o­zu aus­ge­bil­det. Ent­we­der die Bul­len oder die Bären haben ihre foot­prints hinterlassen.
  • Beim Dou­ble-Dis­tri­bu­ti­on-Trend Day (kein Pat­tern von Steidl­may­er!) pas­siert in den ers­ten Han­dels­stun­den wenig. Die Initi­al Balan­ce ist sehr klein. Die Inves­to­ren grei­fen dann ein und bewe­gen den Markt dra­ma­tisch in eine Rich­tung (sin­gle prints!). Das neue Preis­le­vel wird akzep­tiert und es wird eine zwei­te Value Area (tie­fer oder höher) ausgebildet.
  • Neu­tral Day: Die Long-Term Trader pro­du­zie­ren Aus­deh­nun­gen nach oben und nach unten. Grund­sätz­lich pas­siert nichts, weil Open und Clo­se nahe­zu iden­tisch sind. Es herrscht Unsi­cher­heit bei den Bul­len und Bären, jeder Aus­bruchs­ver­such nach oben wird wie­der ver­kauft, und nach unten gekauft.
    In Cand­le­stick-Spra­che aus­ge­drückt ist das eine High Wave Candle.
  • …. Und Misch­for­men machen das ech­te Trader-Leben schwer …
Abbil­dung 4: Sche­ma­ti­sche Dar­stel­lung eines hori­zon­ta­les Mar­ket Pro­files (links) mit einem nach unten ver­scho­be­nen POC und eines ver­ti­ka­len Mar­ket Pro­files (rechts) mit kei­nem ein­deu­ti­gen POC. Der POC der hori­zon­ta­len Mar­ket Pro­files ist ein naked POC. Die ein­zel­nen TPO’s in der Han­dels­span­ne sind sin­gle prints. (Quel­le: VTAD CFTe II Lehrgang)

Market Profile heute

Das Mar­ket Pro­fi­le wur­de in einer Zeit ent­wi­ckelt, als die Märk­te noch in Pits (= Prä­senz­han­del) und eher sel­ten rund um die Uhr gehan­delt wur­den. Das hat sich in der Zwi­schen­zeit grund­le­gend geän­dert.
Fast alle gro­ßen Märk­te wer­den aus­schließ­lich elek­tro­nisch gehan­delt und das zum Teil rund um die Uhr. Selbst der FDAX wird seit dem 10.12.2018 ab 1:15 Uhr bis 22:00 Uhr gehan­delt.
Wich­tig: Es wer­den immer zuver­läs­si­ge Volu­men-Daten benö­tigt! Und beim 24h Han­del: Wann star­tet / endet die Ses­si­on? Lon­don oder New York oder Tokio?
Wie sieht das Mar­ket Pro­fi­le in einem aktu­el­len Chart aus?
In Abbil­dung 5 ist der ES als 30-min-Cand­le­stick­chart mit dem Mar­ket Pro­fi­le gebil­det.
Das Open des Tages ist blau beschrif­tet, die Initi­al Balan­ce wird mit den oran­gen Bal­ken mar­kiert, der Schluss­kurs mit dem roten Punkt und der POC mit der roten Linie. Die TPOs der Value Area sind rot, das VAH und VAL sind die grau­en Lini­en, die TPOs der rest­li­chen Han­dels­span­ne schwarz und die Sin­gle Prints in grau. Die nach links durch­ge­zo­ge­nen, roten Lini­en sind die naked POCs.

Abbil­dung 5: ES 12-20 vom 16.09. - 25.09.2020 mit 30-Minu­ten Cand­le­sticks und Mar­ket Pro­fi­le. Quel­le: Nin­ja­Trader mit Acme Ses­si­on TPO-Pro­fi­le AddOn

Interpretation

Wel­che zusätz­li­che Infor­ma­ti­on bie­tet das Mar­ket Pro­fi­le?
Wie gesagt Mar­ket Pro­fi­le ist kein Indi­ka­tor, das Mar­ket Pro­fi­le zeigt den aktu­el­len Zustand des Mark­tes an: Wel­che Markt­teil­neh­mer sind aktiv? Die lang­fris­tig ori­en­tier­ten Markt­teil­neh­mer, die den Markt ein eine ihnen geneh­me Rich­tung bewe­gen kön­nen oder die kurz­fris­tig ori­en­tier­ten Mark­teil­neh­mer, die nur ein paar Punk­te rauf und/oder run­ter rea­li­sie­ren?
Wird nur rund um die Initi­al Balan­ce gehan­delt, dann ist eher eine Kon­so­li­die­rung am Lau­fen.
Grei­fen die Inves­to­ren ein, deh­nen die­se die Han­dels­span­ne deut­lich aus und ver­schie­ben den POC in eine Rich­tung, dann wird ent­we­der der bestehen­de Trend bestä­tigt – oder eine Trend­um­kehr wird ein­ge­läu­tet.
Über das Mar­ket Pro­fi­le las­sen sich zusätz­li­che Wider­stands- und/oder Unter­stüt­zungs­zo­nen iden­ti­fi­zie­ren. Zusätz­lich im Sin­ne von: sie sind nicht in einem Cand­le­stick- oder Bar­chart zu erkennen:

  • der POC des vor­an­ge­gan­ge­nen Han­dels­ta­ges, die­ser defi­niert immer­hin die „Wohl­fühl­zo­ne“ der Bul­len und Bären des Vortages,
  • die Ober­kan­te = Value Area High (VAH) und Unter­kan­te = Value Area Low (VAL) der Value Area des Vortages,
  • der Initi­al Balan­ce des aktu­el­len Han­dels­ta­ges und
  • naked POCs der letz­ten Handelstage

Eine wich­ti­ge Infor­ma­ti­on stellt natür­lich auch der Eröff­nungs­kurs des heu­ti­gen Tages dar:

  • Ist die­se über- oder unter­halb des Schluss­kur­ses des Vortages?
  • Erfolgt die Eröff­nung des heu­ti­gen Han­dels­ta­ges in der Value Area des Vor­ta­ges? Ein Aus­bruch über die Value Area des Vor­ta­ges gene­riert ein Kauf­si­gnal, ein Aus­bruch unter die Value Area des Vor­ta­ges gene­riert ein Verkaufssignal.
  • Erfolgt die Eröff­nung des heu­ti­gen Han­dels­ta­ges außer­halb der Value Area des Vor­ta­ges, dann läuft der Kurs mit hoher Wahr­schein­lich­keit in die Value Area des Vor­ta­ges und erreicht auch den POC des Vortages.

Die 80% Regel – eine Populäre Strategie

Eine sehr popu­lä­re Stra­te­gie beim Mar­ket Pro­fi­le ist die 80% Regel: Sie wur­de erst­mals in „The Pro­fi­le Reports“ (von Dal­ton Capi­tal Manage­ment 1987-1991) erwähnt.
Die Regel besagt: wenn der Markt über oder unter der Value Area (des Vor­ta­ges) eröff­net und sich der Markt dann in der ers­ten Stun­de (Initi­al Balan­ce also die Buch­sta­ben A und B) in Rich­tung der Value Area bewegt und auch erreicht, dann wird der Markt mit einer Wahr­schein­lich­keit von 80% das ande­re Ende der Value Area errei­chen.
Vor­aus­set­zung ist, dass am Vor­tag ein aus­ge­gli­che­ner Tag mit einer gut aus­ge­präg­ten Glo­cken­kur­ve aus­ge­bil­det wurde.

Der kon­ser­va­ti­ve Trader eröff­net eine Long-Posi­ti­on, wenn:

  • Der Eröff­nungs­kurs unter der Value Area des Vor­ta­ges liegt,
  • wäh­rend der ers­ten Stun­de des Han­dels­ta­ges steigt der Kurs in Rich­tung Value Area (des Vor­ta­ges) und erreicht die­se auch – die (heu­ti­ge) Initi­al Balan­ce reicht also von unter dem VAL in die Value Area (des Vor­ta­ges) hinein.
  • Kurs­ziel ist das VAH (des Vortages).
  • Das Kurs­ziel, das ande­re Ende der Vor­ta­ges Value Area, kann recht zügig erreicht werden.
  • Der spe­ku­la­ti­ve Trader kann die Posi­ti­on frü­her eröff­nen: Erreicht der Kurs bereits in der ers­ten hal­ben Stun­de die Vor­tags-Value Area, dann kann bereits zu Beginn der zwei­ten hal­ben Stun­de die Posi­ti­on eröff­net werden.

Bei einem Short-Trade vice versa:

  • Der Eröff­nungs­kurs liegt über der Value Area des Vortages,
  • wäh­rend der ers­ten Stun­de des Han­dels­ta­ges fällt der Kurs in Rich­tung Value Area (des Vor­ta­ges) und erreicht die­se auch – die (heu­ti­ge) Initi­al Balan­ce reicht also von über dem VAH in die Value Area (des Vor­ta­ges) hinein.
  • Kurs­ziel ist das VAL (des Vortages).
  • Das Kurs­ziel, das ande­re Ende der Vor­ta­ges Value Area, kann recht zügig erreicht werden.
  • Der spe­ku­la­ti­ve Trader kann die Posi­ti­on frü­her eröff­nen: Erreicht der Kurs bereits in der ers­ten hal­ben Stun­de die Vor­tags-Value Area, dann kann bereits zu Beginn der zwei­ten hal­ben Stun­de die Posi­ti­on eröff­net werden.
Abbil­dung 6: Die 80%-Regel am Bei­spiel des ES 12-20 vom 15. und 16. Juli 2020 dar­ge­stellt. Die Eröff­nung (das open in blau) am 16.07.2020 erfolgt über der roten Value Area des Vor­ta­ges. Die Initi­al Balan­ce (oran­ger Bal­ken) bringt den ES mit der zwei­ten M30 Cand­le in die Value Area des Vor­ta­ges. Dann wird auch das VAL des Vor­ta­ges erreicht und die Stra­te­gie ist auf­ge­gan­gen. Quel­le: Nin­ja­Trader mit Acme Ses­si­on TPO-Pro­fi­le AddOn

In Abbil­dung 6 ist die 80% Regel am Bei­spiel vom ES in Short-Rich­tung dar­ge­stellt. Die Eröff­nung (das Open in blau bei 3.213,50 Punk­te) am 16.07.2020 erfolgt über der roten Value Area des Vor­ta­ges. Die Initi­al Balan­ce vom 16.07.2020 (oran­ger Bal­ken) bringt den ES in die rote Value Area des Vor­ta­ges. Dann wird auch das VAL des Vor­ta­ges erreicht und die Stra­te­gie ist aufgegangen.

Anmer­kung: Die­se For­ma­ti­on ist eher selten.

Literatur

Peter Steidl­may­er, Steidl­may­er on Mar­kets – Tra­ding with Mar­ket Profile

Mar­ket Pro­fi­le® ist eine Regis­tered Trade­mark von Peter Steidl­may­er / CBOT.


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