Volume Profile

Das Volu­me Pro­fi­le visua­li­siert die trei­ben­de Kraft hin­ter einer Bewe­gung: dem Volu­men. Das Volu­me Pro­fi­le ist kein Indi­ka­tor, denn Indi­ka­to­ren sind eine mathe­ma­ti­sche Ablei­tung vom Preis. Ziel ist es bei der Ver­wen­dung vom Volu­me Pro­fi­le, das Timing beim Öff­nen und Schlie­ßen der Posi­tio­nen zu verbessern.

Bei einem klas­si­schen Chart wird das Volu­men in einem sepa­ra­ten Indi­ka­to­ren­fens­ter als His­to­gramm dar­ge­stellt. Dabei ent­spricht ein Bal­ken des His­to­gramms der defi­nier­ten Zeit­ein­heit, zum Bei­spiel einem Tag oder 1 Stun­de. Das Volu­men wird also mit der Zeit ver­an­kert. Mit einem Blick lässt sich erken­nen, wie viel Umsatz an die­sem Tag oder zu die­ser Stun­de statt­ge­fun­den hat. So einen klas­si­schen Chart sehen Sie in Abbil­dung 1. Abge­bil­det ist der FDAX vom 03.06.2019 – 30.12.2019 im Tages­chart. Das unte­re Indi­ka­to­ren­fens­ter zeigt den täg­li­chen Umsatz als His­to­gramm an.

Abbil­dung 1: Der FDAX vom 15.08.2019 - 30.12.2019 im Tages­chart mit dem täg­lich gehan­del­tem Volu­men im unte­ren Fens­ter. Jeder schwar­ze Bal­ken zeigt an, wie vie­le Kon­trakt an dem ent­spre­chen­den Tag gehan­delt wur­den. Quel­le NinjaTrader

Beim Volu­me Pro­fi­le hin­ge­gen wird das gehan­del­te Volu­men mit dem Preis ver­an­kert. Das Volu­men wird auch nicht auf der X-Ach­se = Zeit­ach­se, abge­tra­gen, son­dern auf der Y-Ach­se = Prei­sach­se. Die Bal­ken des Volu­men-His­to­gramms ver­lau­fen dem­entspre­chend waa­ge­recht und zei­gen an, wie viel Umsatz zu einem bestimm­ten Preis getä­tigt wor­den ist. In Abbil­dung 2 sehen Sie den FDAX im Zeit­raum vom 03.06.2019 – 30.12.2019 im Tages­chart. Das blaue His­to­gramm an der Y-Ach­se zeigt das Volu­me Pro­fi­le, also das gehan­del­te Volu­men bezo­gen auf den ent­spre­chen­den Preis – und zwar als agg­re­gier­tes Volu­me Pro­fi­le über die gesam­ten 7 Mona­te. Dabei ist es uner­heb­lich, ob als Basis ein Tages­chart oder ein Wochen­chart ver­wen­det wird, das Volu­me Pro­fi­le sieht kon­struk­ti­ons­be­dingt immer gleich aus. Zu sehen in den Abbil­dun­gen 2 und 3, die­se bei­den Charts unter­schei­den sich nur in der Zeit­ein­heit: Abbil­dung 2 ist ein Tages­chart, Abbil­dung 3 ein Wochen­chart. Das His­to­gramm des Volu­me Pro­fi­le ist identisch.

Abbil­dung 2: Der FDAX vom 15.08.2019 - 30.12.2019 im Tages­chart. Das agg­re­gier­te Volu­me Pro­fi­le für die 7 Mona­te ist links an der Y-Ach­se ver­an­kert. Die blau­en Bal­ken zei­gen an, wie vie­le Kon­trak­te zu dem ent­spre­chen­den Preis gehan­delt wur­de. Quel­le NinjaTrader
Abbil­dung 3: Auch der FDAX und auch vom 15.08..2019 - 30.12.2019, aller­dings im Wochen­chart. Das Volu­me Pro­fi­le sieht genau­so aus wie das Volu­me Pro­fi­le in Abbil­dung 2 im Tages­chart. Quel­le NinjaTrader

Für wel­che Märk­te eig­net sich das Volu­me Profile?

Sie kön­nen das Volu­me Pro­fi­le für alle Märk­te anwen­den, wo Sie auch ech­tes, real gehan­del­tes Volu­men haben. Das sind in der Regel bör­sen­no­tier­te Wer­te. Wie zum Bei­spiel bör­sen­no­tier­te Akti­en oder Futures auf Roh­stof­fe, Indi­zes oder Wäh­run­gen. Die „FOREX“ eig­net sich nicht für Volu­me Pro­fi­le, denn vom Inter­ban­ken­han­del bekom­men Sie kei­ne Umsät­ze. Bei Wäh­run­gen müs­sen Sie also auf die Wäh­rungs-Futures zurückgreifen. 

Abbil­dung 4: Der FDAX vom 23.10.2019 in einem 5-Minu­ten­chart mit dem Dai­ly Volu­me Pro­fi­le. Quel­le NinjaTrader

Ter­mi­no­lo­gie

… in Abbil­dung 4 visualisiert:

  • Point of Control = POC: Der Preis mit dem höchs­ten gehan­del­ten Volu­men im gewähl­ten Zeit­raum. Der POC (in rot) hat den längs­ten hori­zon­ta­len Bal­ken des Betrach­tungs­zeit­raums und stellt somit den Preis mit der größ­ten Han­dels­ak­ti­vi­tät des Tages dar. Der POC stellt den „fair value“ = den fai­ren Preis des Tages dar, denn an die­sem Preis haben die meis­ten Käu­fe und Ver­käu­fe statt­ge­fun­den. Im Lau­fe des Han­dels­ta­ges mäan­dert der POC dyna­misch durch das sich ent­wi­ckeln­de Volu­me Profile.
  • Naked POC: Ein POC, der am nach­fol­gen­den Tag / den nach­fol­gen­den Peri­oden noch nicht berührt / durch­ge­han­delt wurde.
  • Value Area: Das ist der dun­kel­blaue Bereich in den Charts. Aus­ge­hend von der Stan­dard­nor­mal­ver­tei­lung ist das 1 Stan­dard­ab­wei­chung (= 1 σ) des gehan­del­ten Volu­mens um den POC. In der Regel sind im Chart­tool 70% ein­ge­stellt (exakt sind es 68,3%).
  • Value Area High = VAH: Die Ober­kan­te der Value Area.
  • Value Area Low = VAL: Die Unter­kan­te der Value Area. 
  • Der hell­blaue Bereich in den Charts: vom VAH zum Tages­hoch und vom VAL zum Tagestief.
  • VAAH = Value Area Abso­lu­te High = Tageshoch
  • VAAL = Value Area Abso­lu­te Low = Tagestief
  • Pri­ce Ran­ge: Gesam­te Han­dels­span­ne des Tages.
  • Low Volu­me Node = LVN: Ein Preis mit sehr wenig Volu­men (= Volu­men­tal), wobei dar­über und dar­un­ter deut­li­che Volu­men-Clus­ter aus­ge­bil­det sein müs­sen. Der Preis in so einem Volu­men­tal wur­de von den Markt­teil­neh­mern abge­lehnt (Rejec­tion), da er schnell durch­ge­han­delt wurde.
  • High Volu­me Node = HVN: Das sind die Volu­men­clus­ter mit hohem Volu­men, jedoch weni­ger Volu­men als am POC. Die­ser Preis wur­de von vie­len Markt­teil­neh­mern akzep­tiert und zeigt eine Kon­so­li­die­rung an.
  • Clo­se: Der Schluss­kurs des Tages. Hat als Refe­renz für den fol­gen­den Tag eine spe­zi­el­le Bedeu­tung in Bezug auf die Fra­ge: Hat sich das Sen­ti­ment geändert?

Der POC, die LVNs, HVNs – also die Volu­men-Clus­ter und die Volu­men­tä­ler – und auch die VAHs und VALs vom Vor­tag (bezie­hungs­wei­se von den betrach­te­ten Vor-Peri­oden) bil­den Wider­stän­de und Unter­stüt­zun­gen aus. 

Volu­me Pro­fi­le Pattern

Je nach­dem, wie sich das Volu­men über die Han­dels­span­ne ver­teilt, bil­den sich unter­schied­li­che Pat­tern = Mus­ter aus. Es wer­den 4 Grund­mus­ter unter­schie­den. In Abbil­dung 5 ist der FDAX vom 02.01. – 10.01.2020 im Stun­den­chart mit einem Dai­ly Volu­me Pro­fi­le abge­bil­det. In die­sen 6 Han­dels­ta­gen wur­den: P – b – Thin – D – Thin - P – Pat­tern aus­ge­bil­det. Die 4 Grund­mus­ter wer­den nicht immer in Rein­form aus­ge­bil­det, Misch­for­men machen manch­mal die Zuord­nung schwer. Je nach­dem, wo der POC und auch der Schluss­kurs aus­ge­bil­det wer­den, ist so ein Pat­tern dann eher bul­lish, eher bea­risch oder neu­tral einzuschätzen.

Die 4 Grund­mus­ter sind:

D-Pro­fi­le: Die­ses Pat­tern hat die Form eines gro­ßen „D“. Bei einem D-Pro­fi­le ist der Markt aus­ge­gli­chen, er ist in Balan­ce, der POC liegt unge­fähr in der Mit­te der Han­dels­span­ne und es wur­de auch eine rela­tiv idea­le Gauß­sche Glo­cken­kur­ve drum­her­um aus­ge­bil­det. Käu­fer und Ver­käu­fer agier­ten aus­ge­gli­chen, kei­ne der bei­den Sei­ten ver­such­te die ande­re zu domi­nie­ren oder star­te­te aggres­si­ve Aktio­nen. Bei einem D-Pro­fi­le kann davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass insti­tu­tio­nel­le Anle­ger akku­mu­lier­ten ohne gro­ßes Auf­se­hen zu erregen.

Die drei wich­ti­gen Zonen in einem D-Pro­fi­le sind:

  1. das Hoch des D-Profile
  2. das Tief des D-Pro­fi­le und
  3. der POC

Bei einem D-Pro­fi­le sind die Prei­se um das Hoch und Tief des Pro­fils star­ke Unter­stüt­zungs- und/oder Wider­stands­zo­nen. Oft­mals tre­ten am Fol­ge­tag aggres­si­ve Käu­fer am Tief und aggres­si­ve Ver­käu­fer am Hoch des Pro­fils auf. Denn: die Käu­fer wol­len ihre am Vor­tag kumu­lier­ten Long-Posi­tio­nen und die Ver­käu­fer wol­len ihre am Vor­tag kumu­lier­ten Short-Posi­tio­nen in den Gewinn bringen.

Coun­ter­trend-Trader kön­nen das Vor-Tages­hoch shor­ten und das Vor-Tages­tief lon­gen. Der Take Pro­fit wird beim D-Pro­fi­le am POC empfohlen.

P-Pro­fi­le: Die­ses Pat­tern hat die Form eines gro­ßen „P“. Bei einem P-Pro­fi­le sind aggres­si­ve Käu­fer bei der Arbeit und die Ver­käu­fer sind schwach. In der Regel wer­den bul­li­sche Cand­les aus­ge­bil­det. Der POC wird am obe­ren Ende der Han­dels­span­ne aus­ge­bil­det. So ein P-Pro­fi­le wird in der Regel aus­ge­bil­det, wenn sich

  1. der Markt in einem Auf­wärts­trend befin­det, oder
  2. am Ende eines Abwärts­trends und eine Trend­wen­de anste­hen könnte.

Steigt der Markt am Fol­ge­tag oder an den Fol­ge­ta­gen, dann bil­det der POC vom P-Pro­fi­le eine gute Unter­stüt­zung. Oft wird der POC (von oben) erneut getes­tet, sodass Long-Posi­tio­nen neu eröff­net oder auf­ge­stockt wer­den können.

Volu­men-Clus­ter im dün­nen Bereich des Pro­fils sind oft Zei­chen von aggres­si­ven Käu­fern, die den Markt an die­sen Prei­sen mas­siv nach oben gekauft haben … aber auch Short­sel­ler haben ihre Posi­tio­nen geschlos­sen. Kom­men die Prei­se (von oben) zu die­sen Level zurück, dann wer­den die Käu­fer die­se Unter­stüt­zung ver­tei­di­gen und den Markt wie­der hoch kaufen.

b-Pro­fil: Die­ses Pat­tern hat die Form eines klei­nen „b“. Bei einem b-Pro­fil sind aggres­si­ve Ver­käu­fer bei der Arbeit und die Käu­fer sind schwach. In der Regel wer­den bea­ri­sche Cand­les aus­ge­bil­det. Der POC wird am unte­ren Ende der Han­dels­span­ne aus­ge­bil­det. So ein b-Pro­fi­le wird in der Regel aus­ge­bil­det, wenn sich

  1. der Markt in einem Abwärts­trend befin­det oder
  2. am Ende eines Auf­wärts­trends und eine Trend­wen­de anste­hen könnte.

Fällt der Markt am Fol­ge­tag oder an den Fol­ge­ta­gen, dann bil­det der POC vom b-Pro­fi­le einen guten Wider­stand. Oft wird der POC (von unten) erneut getes­tet, sodass Short-Posi­tio­nen neu eröff­net oder auf­ge­stockt wer­den können.

Volu­men-Clus­ter im dün­nen Bereich des Pro­fils sind oft Zei­chen von aggres­si­ven Ver­käu­fern, die den Markt an die­sen Prei­sen mas­siv nach unten ver­kauft haben … aber auch „Lon­gies“ haben ihre Posi­tio­nen geschlos­sen. Kom­men die Prei­se (von unten) zu die­sen Level zurück, dann wer­den die Ver­käu­fer die­se Wider­stän­de ver­tei­di­gen und den Markt wie­der verkaufen.

I-Pro­fi­le oder Thin-Pro­fi­le: ein „dün­nes“ I-Pro­fil wird in der Regel in einem star­ken Auf­wärts­trend oder star­ken Abwärts­trend aus­ge­bil­det. Das Pro­fil ist dünn, weil der Markt ent­we­der sehr aggres­siv nach oben gekauft oder nach unten ver­kauft wur­de. Da bleibt wenig Zeit für Volu­men­ak­ku­mu­la­ti­on, denn der Markt „rennt“ gera­de­zu in eine Rich­tung. Es wer­den eini­ge Volu­men-Clus­ter aus­ge­bil­det, jedoch ohne einen signi­fi­kan­ten POC. In die­sen mehr oder weni­ger gleich­be­rech­tig­ten Volu­men-Clus­ter wur­de akku­mu­liert. Die Käu­fer sto­cken ihre Long-Posi­tio­nen auf oder die Ver­käu­fer ihre Short­po­si­tio­nen. Die­se Volu­men-Clus­ter bie­ten an den Fol­ge­ta­gen (von oben kom­mend) Unter­stüt­zung, denn die Käu­fer wer­den ihre Long-Posi­tio­nen ver­tei­di­gen, bzw. (von unten kom­mend) Wider­stand, denn die Ver­käu­fer wer­den ihre Short-Posi­tio­nen verteidigen.

B-Pro­fi­le: Das ist eine Vari­an­te des I-Pro­files, es hat zwei unge­fähr gleich gro­ße Volu­men-Clus­ter. Beim Mar­ket Pro­fi­le® nennt sich das ein Dou­ble Dis­tri­bu­ti­on Day. Das I-Pro­fi­le vom 6. Janu­ar 2020 kann auch als B-Pro­fi­le bezeich­net werden.

Abbil­dung 5: Der FDAX vom 02. - 10.01.2020 im ein Stun­den­chart mit einem täg­li­chen Volu­me Pro­fi­le. In Rot sind die ent­spre­chen­den Pat­tern ein­ge­zeich­net. Quel­le NinjaTrader

Anwen­dungs-Vari­an­ten

Mit der ent­spre­chen­den Chart-Soft­ware kann ein Volu­me Pro­fi­le zum Bei­spiel für einen genau defi­nier­ten Zeit­raum erstellt wer­den oder bezo­gen auf eine bestimm­te Zeiteinheit.

In Abbil­dung 1 wur­de ein fle­xi­bles Volu­me Pro­fi­le für die Auf­wärts­be­we­gung vom 01.08.2019 - 13.12.2019 berech­net. Es wur­den die in die­sem Zeit­raum für jeden Tick gehan­del­ten Volu­mi­na in einem Volu­me Pro­fi­le kumuliert.

In Abbil­dung 5 wur­de ein fixes Volu­me Pro­fi­le für jeden Han­dels­tag erstellt, Basis ist ein H1 Chart. Für jeden Han­dels­tag wur­de ein Volu­me Pro­fi­le berechnet.

Wer sich nur auf die Tages­ker­zen und ein mini­ma­lis­ti­sches Volu­me Pro­fi­le kon­zen­trie­ren möch­te, der kann das natür­lich auch. So kann in Abbil­dung 6 auf einen Blick die Tages-Cand­le, der POC und das Volu­me Pro­fi­le Pat­tern ana­ly­siert wer­den. Basis ist der Tages­chart des FDAX vom 26.11.2019 – 10.01.2020.

Abbil­dung 6: Der FDAX im Tages­chart vom 26.11.2019 - 10.01.2020 mit einem mini­ma­lis­ti­schen Volu­me Pro­fi­le auf Tages­ba­sis. Quel­le NinjaTrader

Inter­pre­ta­ti­on des Volu­me Profile

Ange­nom­men, wir arbei­ten mit einem Dai­ly Volu­me Pro­fi­le (unab­hän­gig davon in wel­cher Zeit­ein­heit der Cand­le­stick­chart ein­ge­stellt ist), dann wer­den immer der POC, das VAH und VAL usw. vom Vor­tag für die Han­dels­ent­schei­dung mit ver­wen­det. Das heu­ti­ge Volu­me Pro­fi­le ist höchst dyna­misch und die Mar­ken ver­än­dern sich ent­spre­chend der Handelsaktivität. 

Nicht ohne Grund hat Charles Dow bereits vor über 100 Jah­ren geschrie­ben, dass das Volu­men ein sekun­dä­rer, aber wich­ti­ger Fak­tor bei der Bestä­ti­gung von Kauf- oder Ver­kaufs­si­gna­len ist. Volu­me must go with the Trend!

Oder etwas anders for­mu­liert: Volu­me is the truth behind pri­ce action!

Die klas­si­schen Metho­de, das Volu­men pro Zeit­ein­heit als Bal­ken­dia­gramm in einem sepa­ra­ten Indi­ka­to­ren­fens­ter anzu­zei­gen, bie­tet nur einen gro­ben Über­blick über das Ver­hal­ten der rele­van­ten Markt­teil­neh­mer. Wir sehen zum Bei­spiel, dass am Ver­falls­tag oder zur Stun­de eines Zins­ent­scheids einer Zen­tral­bank sehr viel gehan­delt wur­de - was auch zu erwar­ten ist - mehr aber auch nicht.

Mit dem Volu­me Pro­fi­le hin­ge­gen sehen wir, wel­cher Preis mit viel oder wenig Volu­men gehan­delt wur­de - einem Rönt­gen­blick gleich, der genau zeigt, zu wel­chem Preis akku­mu­liert oder auch dis­tri­bu­tiert wurde.

Die Preis­be­rei­che mit hohem Volu­men sind der POC und die HVNs. Die Markt­teil­neh­mer haben die­se Prei­se „akzep­tiert“, zu die­sem Zeit­punkt auch als fair betrach­tet und ent­spre­chend viel dar­auf gehan­delt. Das impli­ziert, dass Posi­tio­nen auf­ge­baut oder auch abge­baut wur­den. Die­se fun­gie­ren am Fol­ge­tag als rele­van­te Unter­stüt­zungs- und/oder Wider­stands­zo­nen. Die Bul­len wer­den die Unter­stüt­zun­gen ver­tei­di­gen und die Bären die Widerstände.

Die Preis­be­rei­che mit gerin­gem Volu­men sind die LVNs. Die­se Prei­se wur­den von den Markt­teil­neh­mern als unfair bewer­tet, sie wur­de abge­lehnt und schnell durch­ge­han­delt. Die­se abge­lehn­ten Prei­se = LVNs kön­nen als poten­zi­el­le Ein­stiegs­zo­ne ver­wen­det wer­den, mit Kurs­ziel akzep­tier­tem Preis = HVN.

Weil:

  • die in der Ver­gan­gen­heit abge­lehn­ten Prei­se (LVN) haben die Ten­denz, wie­der abge­lehnt zu wer­den - sie wer­den erneut schnell durch­ge­han­delt und
  • die in der Ver­gan­gen­heit akzep­tier­ten Prei­se (HVN) haben die Ten­denz, erneut akzep­tiert zu wer­den - der Markt stoppt sei­ne Bewe­gung und konsolidiert.

Auch die Value Area bie­tet support/resistance und kann für Han­dels­stra­te­gien ver­wen­det werden. 

Abbil­dung 7: Gra­phi­sche Dar­stel­lung der Value Area in einem D-Profile.

Die Value Area beinhal­tet ca. 70% des gehan­del­ten Volu­mens um den POC. Der POC ist das Zen­trum der Wohl­fühl­zo­ne für Käu­fer und Ver­käu­fer. An einem D-Day ist der Markt in Balan­ce, Käu­fer und Ver­käu­fer haben ein Pat­tern aus­ge­bil­det, das einer idea­len Gauß­schen Glo­cken­kur­ve ent­spricht (Abbil­dung 7).

Für die Value Area gel­ten fol­gen­de Regeln:

  • Eröff­net der Markt im Bereich der Value Area vom Vor­tag, so sind sich die Markt­teil­neh­mer über den Preis­be­reich einig und der Markt ten­diert dazu eine Ran­ge auszubilden.
  • Öff­net der Markt über dem VAH vom Vor­tag, sind die Bul­len im Vor­teil. Öff­net der Markt unter dem VAL, sind die Bären im Vorteil.

Vor­aus­set­zung für die nun vor­ge­stell­te Stra­te­gie ist, dass sich der Markt in einer Kon­so­li­die­rung befin­det, also trend­los vor sich hin düm­pelt. Die­se Situa­ti­on ist in Abbil­dung 8 beim FDAX gezeigt. Eröff­net der Markt am fol­gen­den Han­dels­tag zwi­schen POC und VAH, wird die Short-Stra­te­gie getrig­gert: Am VAH des Vor­ta­ges wird ein Stopp-Sell plat­ziert, der Stop-Loss wird knapp über dem Vor­ta­ges-Hoch und der Take-Pro­fit wird am VAL des Vor­ta­ges plat­ziert. Dann heißt es abwar­ten … und in Abbil­dung 9 ist die Posi­ti­on in den Gewinn gelaufen.

Für die Long-Stra­te­gie vice ver­sa: Der Markt kon­so­li­diert und eröff­net dann zwi­schen dem POC und dem VAL des Vor­ta­ges. Es wird am VAL ein Stop-Buy plat­ziert, der Stop-Loss wird knapp unter das Vor­ta­ges-Tief und der Take-Pro­fit am VAH des Vor­ta­ges platziert. 

Abbil­dung 8: Der FDAX vom 12.12.2019 - 17.12.2019. Quel­le NinjaTrader
Abbil­dung 9: Der FDAX vom 12.12.2019 - 17.12.2019. Quel­le NinjaTrader

Fazit

Mit dem Volu­me Pro­fi­le wer­den die bei­den trei­ben­de Kräf­te einer Markt­be­we­gung angezeigt:

  1. Preis
  2. Volu­men

Am POC ist der Markt im Gleich­ge­wicht, in Balan­ce, es ist die Wohl­fühl­zo­ne der domi­nan­ten Käu­fer und Ver­käu­fer, denn zu die­sem Preis gab es den meis­ten Umsatz. Außer­halb der Value Area ist der Markt in „imba­lan­ce“ (im Ungleich­ge­wicht) und unfair. Für die Käu­fer zu teu­er und für die Ver­käu­fer zu bil­lig. Ziel der Markt­teil­neh­mer ist es, wie­der in der Wohl­fühl­zo­ne zu han­deln. Ver­än­dern sich aller­dings die Rah­men­be­din­gun­gen, wird eine neue Wohl­fühl­zo­ne gesucht – und in der Regel auch gefunden.

Die fer­tig aus­ge­bil­de­ten Volu­me Pro­files des Vor­ta­ges / der Vor­pe­ri­oden bil­den Unter­stüt­zun­gen und Wider­stän­de aus, an denen sich die gro­ßen Markt­teil­neh­mer ori­en­tie­ren. Mit dem Volu­me Pro­fi­le kann das Öff­nen und Schlie­ßen von Posi­tio­nen bes­ser geti­med werden.

Das Volu­me Pro­fi­le ist ein um das Volu­men ergänz­tes Mar­ket Pro­fi­le®. Es wird die trei­ben­de Kraft hin­ter einer Bewe­gung – das Volu­men – als hori­zon­ta­les Bal­ken­dia­gramm ange­zeigt. Beim Volu­me Pro­fi­le wird das Volu­men mit dem Preis ver­an­kert und bie­tet so einen ein­zig­ar­ti­gen Blick in das Handelsgeschehen.

Mit dem Volu­me Pro­fi­le kön­nen Sie erken­nen, wel­che der gro­ßen Markt­teil­neh­mer (Bul­len oder Bären) gera­de am Drü­cker sind, ob sich der Markt mit grö­ße­rer Wahr­schein­lich­keit seit­wärts bewe­gen wird, oder ob ein Aus­bruch ansteht.

Nicht jede Chart­soft­ware bie­tet das Volu­me Pro­fi­le an. Ach­ten Sie bei der Aus­wahl der Kurs­ver­sor­gung dar­auf, dass Tick­da­ten zur Ver­fü­gung ste­hen. Mit agg­re­gier­ten Volu­men-Daten ist das Volu­me Pro­fi­le unge­nau, wenn nicht sogar falsch. 


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