China-Aktien könnten neue Chancen eröffnen

Das kon­struk­ti­ve Chart­bild der Akti­en­märk­te Chi­nas und Hong­kongs spricht für zunächst wei­ter gute Chan­cen auf eine Erho­lung an dem Markt.

Fre­de­rik Altmann

Frank­furt, 08.11.2022

Von Fre­de­rik Altmann *)

Chi­ne­si­sche Akti­en haben in den ver­gan­ge­nen ein­drei­vier­tel Jah­ren eine lan­ge Durst­stre­cke hin­ter sich. Gene­rell wird die strik­te Null-Covid-Poli­tik des rie­si­gen Lan­des als Stim­mungs­tö­ter genannt. In den ver­gan­ge­nen Tagen wer­den aber lei­se Stim­men laut, dass frü­her oder spä­ter eine Locke­rung ein­ge­lei­tet wird und die Plä­ne hier­für schon in der Schub­la­de lägen. In dem Zuge haben sich auch die Akti­en­bör­sen des Lan­des sowie der zuvor stark gedrück­te Hang-Seng-Index erholt.

Umkehrformation

Mit einem star­ken Kurs­ver­lauf in der Vor­wo­che könn­te der CSI-300-Index mit den 300 wich­tigs­ten chi­ne­si­schen Akti­en­wer­ten bereits einen tech­ni­schen Befrei­ungs­schlag ein­ge­lei­tet haben. Im Chart­bild nährt eine posi­ti­ve Umklam­me­rungs­for­ma­ti­on (Bul­lish Engul­fing, rote Ellip­se) die nun opti­mis­ti­sche­re Aus­gangs­la­ge. Dabei umschließt eine wei­ße Ker­ze als Abbild stei­gen­der Kur­se die nega­ti­ve schwar­ze Ker­ze der Vor­wo­che voll­um­fäng­lich. Zudem sind die Prei­se in der Vor­wo­che ins­ge­samt ste­tig gestie­gen, was eine neue posi­ti­ve Dyna­mik am chi­ne­si­schen Akti­en­markt anzeigt.

Hang Seng Schlusslicht

Eine ähn­li­che star­ke Gegen­be­we­gung zeigt auch der Hang Seng Index in Hong­kong, der in den ver­gan­ge­nen Mona­ten eine extrem aus­ge­präg­te Schwä­che bis auf ein Tief seit 2009 gezeigt hat­te. Der chin­a­na­he Akti­en­in­dex hielt mit einem Minus von bis zu 38 % seit Jah­res­be­ginn die rote Later­ne unter den welt­weit bedeu­tends­ten Kurs­ba­ro­me­tern. Das kon­struk­ti­ve Chart­bild auch in Hong­kong spricht wie das der chi­ne­si­schen Akti­en­märk­te für zunächst wei­ter gute Chan­cen auf eine Erho­lung an dem Markt.

Unterstützung gehalten

Der chi­ne­si­sche CSI-300-Index konn­te zuletzt sei­ne wich­ti­ge Unter­stüt­zung bei 3 500 Punk­ten hal­ten und sich von die­ser nach oben absto­ßen. Auf die­sem Niveau lag ein wich­ti­ges Tief im März 2020, von dem aus sei­ner­zeit ein ful­mi­nan­ter Kurs­an­stieg initi­iert wur­de. Zudem hat in der zurück­lie­gen­den Woche auf die­sem Niveau ein kurz­fris­ti­ger Abwärts­trend dem Index zusätz­li­chen Halt gege­ben (blaue Linie).

Die­se bei­den posi­ti­ven Argu­men­te soll­ten am Markt dank­bar auf­ge­nom­men wer­den für einen mög­li­chen Trend­bruch nach oben. Im aktu­ell noch vor­herr­schen­den abwärts­ge­rich­te­ten Trend­ka­nal, in dem sich die Kur­se seit dem Rebound-Hoch von Anfang Juli nach unten bewe­gen, sind die Kur­se mit dem Bul­lish Engul­fing auch wie­der an die Rück­kehr­li­nie und sogar dar­über hin­aus gestiegen.

Widerstand bei 3 750

Nach der star­ken Vor­wo­che arbei­tet der chi­ne­si­sche Stan­dard­wer­te­index CSI 300 ent­spre­chend schon am ers­ten Wider­stand um 3 750 Zäh­ler. Hier liegt ein loka­les Tief von Ende März, das zunächst als Unter­stüt­zung gedient hat und sich mit dem Bruch regel­ge­recht zum Wider­stand gewan­delt hat. Außer­dem ver­läuft in die­sem Bereich gegen­wär­tig die (blau gestri­chel­te) Rück­kehr­li­nie des kurz­fris­ti­gen Abwärts­trends. Die­se hat­ten die Kur­se bereits Mit­te Sep­tem­ber ein­mal erfolg­los ver­sucht zu über­win­den (blau­er Kreis). Nun nimmt der Index hier­für einen zwei­ten Anlauf.

Soll­te der Durch­bruch über die­sen Wider­stands­be­reich gelin­gen, könn­te der CSI 300 aus tech­ni­scher Sicht schnell die psy­cho­lo­gisch wich­ti­ge 4 000-Pun­ke-Mar­ke an­greifen. Hier wür­de auch die (oran­gen­far­be­ne) 40-Wochen-Linie ge­testet, die statt des viel beach­te­ten glei­ten­den Durch­schnitts der ver­gan­ge­nen 200 Han­dels­ta­ge dar­ge­stellt ist. Die­ser Indi­ka­tor für den lang­fris­ti­gen Trend hat­te auch die letz­te Erho­lungs­be­we­gung bei 4 530 Punk­ten gestoppt und wird damit zum ech­ten Test.

Dar­über läge aus tech­ni­scher Sicht eine nächs­te Hür­de bei 4 664 Punk­ten. Die­se Mar­ke am Zwi­schen­tief von Ende Juli 2021 hat­te im Janu­ar die­ses Jah­res noch mal ihre Signi­fi­kanz bekräf­tigt. Hier zeigt sich im Übri­gen sehr gut, wie sich aus tech­ni­scher Sicht eine Unter­stüt­zung nach ihrem Durch­bruch zum Wider­stand wandelt.

Rückeroberung misslungen

Denn die Kur­se konn­ten im Febru­ar, nach­dem sie die­ses Niveau nach unten durch­bro­chen hat­ten, die­se Mar­ke im Febru­ar nicht wie­der zurück­er­obern. Die Mar­ke erwies sich in die­ser Zeit immer wie­der als zu gro­ßer Wider­stand für den CSI 300. Ent­spre­chend muss sich der Index auch aktu­ell bewei­sen, dass er sei­nen Wider­stand um 3 750 Punk­te durch die vor­ma­li­ge Unter­stüt­zung in sei­nem Anstieg auch wirk­lich nach­hal­tig über­win­den kann.

Stopp unter 3 500

Soll­ten die Kur­se jedoch auch die­ses Mal ent­ge­gen der posi­ti­ven Grund­ver­fas­sung des Mark­tes erneut nach unten abpral­len, wür­de nach unten die Mar­ke von 3 500 Punk­ten wie­der in den Fokus rücken. Denn soll­te der CSI-300-Index unter 3 496 Punk­ten ein neu­es Tief mar­kie­ren, dann wäre dies ein fri­sches, tech­ni­sches Ver­kaufs­si­gnal für den Index. Die­ses dürf­te dann auch neu­en Abga­be­druck mit sich brin­gen. Ent­spre­chend soll­ten Anle­ger ihre Posi­tio­nen in die­sem Bereich mit Stopps sichern.

*) Fre­de­rik Alt­mann ist Invest­ment­ana­lyst bei Alpha Wertpapierhandel.


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