Pitchfork - Andrews Pitchfork

Alan Hall Andrews hat die­se Metho­de ent­wi­ckelt und trade­te die­se in den 20er-Jah­ren. Er nann­te die­se Tra­ding­me­tho­de „Medi­an Line Method“, da eine Mit­tel­li­nie wesent­li­cher Bestand­teil die­ser Stra­te­gie ist. Eine detail­lier­te, unge­fähr 60-sei­ti­ge Beschrei­bung die­ser Metho­de ver­kauf­te er ab 1960 für cir­ca 1.500 USD. Ursprung die­ser Metho­de war das drit­te Newton’sche Gesetz, wel­ches von Sir Isaac New­ton um 1687 for­mu­liert wur­de. Die­ses lex ter­tio besagt, dass auf eine Akti­on immer auch eine Reak­ti­on folgt. Heut­zu­ta­ge ist die­se Metho­de nach ihm benannt und wird als Andrew’s Pitch­fork bezeich­net. Pitch­fork, über­setzt als Mist­ga­bel, ist eigent­lich eine Heu­ga­bel, da Sie nur drei Zin­ken hat.

Die­se Gabel ent­steht wie folgt: Als Ers­tes wer­den im Chart drei Punk­te loka­li­siert. Im Abwärts­trend wer­den zwei rela­ti­ve Hoch­punk­te und ein Tief­punkt gesucht und im Auf­wärts­trend zwei rela­ti­ve Tief­punk­te und ein signi­fi­kan­tes Hoch. Die Andrew’s Pitch­fork stellt einen Trend­ka­nal dar, der Wider­stän­de und Unter­stüt­zun­gen im Chart anzeigt. Um rela­ti­ve Hochs bezie­hungs­wei­se Tiefs ein­fa­cher im Chart zu bestim­men, ver­wen­den wir die Bol­lin­ger-Bän­der in ihren Stan­dard­ein­stel­lun­gen (Peri­ode 20, Devia­ti­on 2). Die Hoch- bzw. Tief­punk­te zur Kon­struk­ti­on der Pitch­fork soll­ten auf Höhe der Bol­lin­ger-Bän­der lie­gen. Punk­te inner­halb der Bän­der wer­den für die­se Stra­te­gie nicht gewählt, da sonst die Metho­de zu unge­nau wird. Man soll­te also nicht jeden Hoch- oder Tief­punkt im Chart wäh­len, son­dern aus­schließ­lich signi­fi­kan­te, durch die Bol­lin­ger-Bän­der bestä­tig­te Punk­te wäh­len (Abbil­dung 1). Andrews konn­te damals die Bol­lin­ger-Bän­der noch nicht ein­set­zen, weil sie erst in den 1980er-Jah­ren von John Bol­lin­ger ent­wi­ckelt wurden.

Bollinger Bänder
Abbil­dung 1 (Quel­le FXFlat)

Wei­ter­hin müs­sen die­se Punk­te Wen­de­punk­te inner­halb eines Trends sein, das heißt eine Kor­rek­tur ein­lei­ten. Im Abwärts­trend wird also zuerst ein Hoch­punkt (A) bestimmt und als nächs­tes ein Tief­punkt (B) fest­ge­legt, von dem aus eine Kor­rek­tur star­tet. Die­se Kor­rek­tur endet im Punkt C, der wie­der­um ein Hoch­punkt ist. Vom Punkt C aus star­tet die Bewe­gung wie­der in Rich­tung des Haupt­trends (hier Abwärts­trend). Zur Kon­struk­ti­on der Pitch­fork wird wie folgt vor­ge­gan­gen. Wir ver­bin­den die Punk­te B und C. Vom Punkt A aus zie­hen wir eine Gera­de durch die Mit­te der Stre­cke von B zu C (Abbil­dung 2). Dies ist die Medi­an Line. Durch die Punk­te B und C wird jeweils eine Par­al­le­le zur Medi­an Line oder Mit­tel­li­nie (ML) gezo­gen. Somit ent­steht die Pitch­fork (Abbil­dung 3). Die Mit­tel­li­nie wirkt als eine Unter­stüt­zungs- und Wider­stands­li­nie. Andrews hat damals mit Blei­stift und Papier die­se Lini­en ein­ge­zeich­net. Heut­zu­ta­ge erle­digt die Chart­soft­ware die Arbeit für Sie. Sie bestim­men ledig­lich drei rele­van­te Punk­te im Chart und die Pitch­fork wird auto­ma­tisch gezeich­net. Idea­ler­wei­se liegt Punkt C auf einem rele­van­ten Fibo­nac­ci-Retra­ce­ment (38,2%; 50% oder 61,8 %) der Stre­cke AB und bil­det dort eine Umkehr­ker­zen­for­ma­ti­on. Als Unter­stüt­zung könn­te man auch einen Oszil­la­tor ein­set­zen, der vom über­kauf­ten Bereich in den neu­tra­len wech­selt. Im Seit­wärts­trend liegt der Punkt A inner­halb der Span­ne von B nach C.

Abbil­dung 2 (Quel­le FXFlat)
Abbil­dung 3 (Quel­le FXFlat)

Tradingstrategie (Short)

Ein­stieg:

Vom Punkt B aus wird eine soge­nann­te Trig­ger­li­nie über die Tiefs der Ker­zen gezo­gen, die zwi­schen B und C lie­gen (Abbil­dung 4, oran­ge Linie). Die­se Linie zie­hen wir bis zur gegen­über­lie­gen­den Sei­te des Trend­ka­nals. Wird die­se Trig­ger­li­nie nach unten durch­bro­chen, so erfolgt der Ein­stieg in den Trade mit drei Posi­tio­nen bezie­hungs­wei­se Lots short. Dies ist wich­tig, da wir bei die­ser Stra­te­gie auch drei ver­schie­de­ne Exits haben. Unse­ren Initi­al Stop-Loss legen wir knapp ober­halb des Punk­tes C. Ers­tes Ziel ist die Mit­tel­li­nie der Pitch­fork. Da wir nicht wis­sen, wann der Kurs die Mit­tel­li­nie erreicht oder ob die Mit­tel­li­nie über­haupt erreicht wird, kann auch kein CRV bestimmt wer­den. Wir kön­nen jedoch unse­re Posi­ti­ons­grö­ße genau bestim­men, da wir einen klar defi­nier­ten Stop-Loss haben. In 80 % der Fäl­le wird die Mit­tel­li­nie erreicht, wenn die Trig­ger­li­nie gebro­chen wur­de. Danach könn­te der Kurs wei­ter­lau­fen oder beginnt eine Bewe­gung zurück in Rich­tung Punkt C. Wird die Mit­tel­li­nie nicht erreicht, ist dies ein Signal, dass der Trend nicht stark genug ist, und könn­te spä­ter als Umkehr­si­gnal gewer­tet werden.

Abbil­dung 4 (Quel­le FXFlat)

Aus­stieg:

Um uns vor wei­te­ren Ver­lus­ten zu schüt­zen, han­deln wir wie folgt: Bei Errei­chen der Mit­tel­li­nie wird der ers­te Teil­ver­kauf durch­ge­führt. Da wir drei Aus­stiegs­punk­te nach klar defi­nier­ten Regeln haben, ver­kau­fen wir das ers­te Drit­tel der Posi­ti­on. Gleich­zei­tig set­zen wir den Stopp auf Break-even, das heißt auf das Kurs­ni­veau, an dem wir den Trade ein­ge­gan­gen sind, und wir haben nun kein Risi­ko mehr für die übri­gen zwei offe­nen Posi­tio­nen im Markt. Für das ers­te Drit­tel der Posi­ti­on haben wir uns den Gewinn des ers­ten Tar­gets gesi­chert. Der zwei­te Aus­stieg erfolgt, wenn der Kurs den Trend­ka­nal (die Pitch­fork), also die par­al­le­le Trend­li­nie aus­ge­hend von Punkt C, nach oben ver­lässt. Wir han­deln aus­schließ­lich auf Schluss­kurs­ba­sis, da es sonst zu Fehl­si­gna­len kom­men kann. Das drit­te Aus­stiegs­si­gnal wird gene­riert, wenn der Kurs ober­halb der ver­län­ger­ten Trend­li­nie von A durch C schließt (Abbil­dung 5). Die­se Trend­li­nie zeich­nen wir bereits zu Beginn des Trades ein. Es ist durch­aus sinn­voll, einen ers­ten Teil­ver­kauf bei Errei­chen der Mit­tel­li­nie durch­zu­füh­ren, da oft­mals der Trend dort umkehrt oder wie­der zurück zur äuße­ren Begren­zung der Pitch­fork läuft. Auf jeden Fall aber soll­ten Sie den Stopp sehr eng set­zen, da Sie das ers­te Tra­ding­ziel bereits erreicht haben und von die­sem Gewinn so wenig wie mög­lich abge­ben soll­ten. Läuft der Trend wei­ter inner­halb der Pitch­fork, so haben wir noch zwei Posi­tio­nen ohne Risi­ko im Markt und kön­nen von wei­te­ren Bewe­gun­gen pro­fi­tie­ren. Oft­mals erreicht der Preis sogar die ande­re gegen­über­lie­gen­de Sei­te der Gabel und läuft dann von unten zur Mit­tel­li­nie zurück.

Abbil­dung 5 (Quel­le FXFlat)
 Mit die­ser Stra­te­gie haben Sie einen klar defi­nier­ten Fahr­plan, der Ihnen die Ent­schei­dung abnimmt, wann Sie aus einem Trade her­aus­ge­hen soll­ten. Emo­tio­nen spie­len bei die­ser Stra­te­gie kei­ne Rol­le, da Sie die Ein- und Aus­stiegs­punk­te vor­her fest­ge­legt haben. Andrews hat neben der Pitch­fork noch wei­te­re par­al­le­le Lini­en gezeich­net, die als zukünf­ti­ge Unter­stüt­zungs­li­ni­en oder Wider­stän­de gel­ten. Dazu zeich­nen Sie mit dem glei­chen Abstand par­al­le­le Lini­en ober­halb bezie­hungs­wei­se unter­halb der Pitch­fork ein. Man kann auch den Wen­de­punkt an der Mit­tel­li­nie als neu­en Punkt A bezeich­nen, der dann der Start­punkt für eine neue Pitch­fork ist. Hier­zu ist aber kri­tisch anzu­mer­ken, dass neue Trends immer wie­der neue Pitch­forks erfor­dern, sodass man nach und nach die ursprüng­li­chen Pitch­forks ver­än­dern oder auch ver­wer­fen muss.

Die Erläu­te­run­gen und Charts zur Pitch­fork von Chris­ti­an Weiß, FXFlat.

Literatur

Für umfas­sen­de Infor­ma­tio­nen über die Pitch­fork wird auf das eng­li­sche Buch "Inte­gra­ted Pitch­fork Ana­ly­sis - Basic to Inter­me­dia­te Level" von Dr. Micrea Dolo­ga ver­wie­sen, erschie­nen im Wiley Verlag.


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