Ichimoku Kinko Hyo

一目均衡表

Die­se japa­ni­schen Schrift­zei­chen bedeu­ten in etwas „Alles auf einen Blick“. Auf den ers­ten Blick aller­dings ist die­se von Goi­chi Hoso­da ent­wi­ckel­te Indi­ka­to­ren­tech­nik sehr verwirrend.

Abbil­dung 1

Goi­chi Hosa­da war Jour­na­list und nann­te sich „Ichi­mo­ku San­jin“. 1968 publi­zier­te er den von ihm in den 30ern ent­deck­ten Indi­ka­tor, wel­cher in japa­ni­schen Han­dels­räu­men durch­aus popu­lär ist. Es wer­den ins­ge­samt fünf Lini­en ver­wen­det. Zwei die­ser Lini­en bil­den die „Wol­ke“ (Kumo) – wes­we­gen die­se Indi­ka­to­ren­tech­nik auch als „Wol­ken­chart“ bezeich­net wird (sie­he Abbil­dung 1).

Berechnung

Die gewähl­ten Peri­oden 9, 26 und 52 bezie­hen sich auf den Tages­chart und gehen zurück auf die in den 30er Jah­ren (des vori­gen Jahr­hun­derts) übli­che 6-Tage-Tradingwoche.

1. Ten­kan-Sen = dre­hen­de Linie = tur­ning line (rot):
(Höchs­tes Hoch + tiefs­tes Tief) / 2, für die letz­ten 9 Perioden

2. Kijun-Sen = Stan­dard Linie = base line (blau):
(Höchs­tes Hoch + tiefs­tes Tief) / 2, für die letz­ten 26 Perioden

3. Sen­kou Span A = ers­te vor­aus­ei­len­de Linie = 1st pre­cee­ding line (hell­braun):
(Ten­kan-Sen + Kijun-Sen) / 2, 26 Peri­oden vor­aus gezeichnet

4. Sen­kou Span B = zwei­te vor­aus­ei­len­de Linie = 2nd pre­cee­ding line (vio­lett):
(Höchs­tes Hoch + tiefs­tes Tief) / 2, für die letz­ten 52 Peri­oden, 26 Peri­oden vor­aus gezeichnet

5. Chi­kou Span = ver­zö­ger­te Linie = delay­ed line (grün):
Heu­ti­ger Schluss­kurs, 26 Peri­oden dahin­ter gezeichnet

Kumo = Wol­ke = cloud (schraf­fier­te Flä­che): Bereich zwi­schen Sen­kou Span A und B

4 Lini­en ent­spre­chen also einem glei­ten­den Durch­schnitt, wobei nicht der Mit­tel­wert der Schluss­kur­se einer Daten­rei­he berech­net wird, son­dern der Mit­tel­wert aus dem höchs­ten und tiefs­ten Kurs der Datenreihe.

Interpretation

Ichi­mo­ku ist ein Trend­fol­ger. Es soll­ten nur die Signa­le gehan­delt wer­den, die auch in Trend­rich­tung zei­gen. Er zeigt neben der Trend­rich­tung auch die Trend­stär­ke an, gene­riert Kauf- und Ver­kaufs­si­gna­le und zeigt Unter­stüt­zungs- und Wider­stands­zo­nen an.

Trend­rich­tung:
Liegt der aktu­el­le Kurs über der Wol­ke, befin­det sich der Basis­wert im Auf­wärts­trend, liegt der aktu­el­le Kurs unter­halb der Wol­ke, befin­det sich des Basis­wert im Abwärtstrend.

Kauf­si­gnal:
Kreuzt der Ten­kan-Sen den Kijun-Sen von unten nach oben, wird ein Kauf­si­gnal generiert.

Ver­kaufs­si­gnal:
Kreuzt der Ten­kan-Sen den Kijun-Sen von oben nach unten, wird ein Ver­kaufs­si­gnal generiert.
(Glei­che Vor­ge­hens­wei­se wie bei klas­si­schen glei­ten­den Durch­schnit­ten: Kreuzt der Kür­ze­re den Län­ge­ren von unten nach oben, wird ein Kauf­si­gnal gene­riert. Kreuzt der Kür­ze­re den Län­ge­ren von oben nach unten, wird ein Ver­kaufs­si­gnal generiert.)

Trend­stär­ke:
Ein star­kes Kauf­si­gnal wird gene­riert, wenn sich die Kreu­zung von Ten­kan-Sen und Kijun-Sen ober­halb der Wol­ke ereig­net. Ein schwa­ches Kauf­si­gnal wird gene­riert, wenn sich die Kreu­zung unter­halb der Wol­ke ereig­net. Ein star­kes Ver­kaufs­si­gnal wird gene­riert, wenn sich die Kreu­zung von Ten­kan-Sen und Kijun-Sen unter­halb der Wol­ke ereig­net. Ein schwa­ches Ver­kaufs­si­gnal wird gene­riert, wenn sich die Kreu­zung ober­halb der Wol­ke ereignet.

Unter­stüt­zung:
Befin­det sich der aktu­el­le Kurs ober­halb der Wol­ke, ist die obe­re Begren­zung der Wol­ke die ers­te Unter­stüt­zungs­zo­ne und die unte­re Begren­zung der Wol­ke die zwei­te Unterstützungszone.

Wider­stand:
Befin­det sich der aktu­el­le Kurs unter­halb der Wol­ke, ist die unte­re Begren­zung der Wol­ke die ers­te Wider­stands­zo­ne und die obe­re Begren­zung der Wol­ke die zwei­te Widerstandszone.

Die Wol­ke:
Die Dicke der Wol­ke ist eine wich­ti­ge Infor­ma­ti­on. Je dicker die Wol­ke, des­to schwie­ri­ger wird es für die Kurs­li­nie, den Wider­stand zu kna­cken. Ist die Wol­ke jedoch dünn, sind die Chan­cen für einen Trend­wech­sel viel bes­ser. Der Abstand zwi­schen Wol­ke und aktu­el­lem Kurs ist nicht wich­tig. Es ist eben­so uner­heb­lich, ob Sen­kou Span A oder Sen­kou Span B die obe­re oder unte­re Begren­zung der Wol­ke bil­det. Es ist daher mög­lich, die­se bei­den Indi­ka­to­ren in der sel­ben Far­be anzuzeigen.

Chi­kou Span:
Die­se „ver­zö­ger­te“ Linie ent­spricht dem aktu­el­len Kurs und wird 26 Peri­oden hin­ter dem aktu­el­len Kurs gezeich­net. Die­se Linie wird in Kom­bi­na­ti­on mit dem aktu­el­len (im Tages­chart also heu­ti­gen) Kurs fol­gen­der­ma­ßen ver­wen­det: Liegt Chi­kou Span über dem Kurs vor 26 Peri­oden, ist der heu­ti­ge Markt bul­lish ein­ge­stellt, liegt Chi­kou Span unter dem Kurs vor 26 Peri­oden, ist der heu­ti­ge Markt bea­rish eingestellt.

Das glei­che gilt für Chi­kou Span und der Wol­ke: Chi­kou Span über der Wol­ke –> bul­lish; unter der Wol­ke bearish.

Wer­den die ver­schie­de­nen Signa­le kom­bi­niert, ergibt sich fol­gen­des Bild:
Ein star­kes Kauf­si­gnal wird gene­riert, wenn sich:
der aktu­el­le Kurs und die Kreu­zung Ten­kan-Sen / Kijun-Sen und die ver­zö­ger­te Linie ober­halb der Wol­ke befin­den und sich die ver­zö­ger­te Linie auch ober­halb dem Kurs vor 26 Peri­oden befindet.

Ein star­kes Ver­kaufs­si­gnal wird gene­riert, wenn sich:
der aktu­el­le Kurs und die Kreu­zung Ten­kan-Sen / Kijun-Sen und die ver­zö­ger­te Linie unter­halb der Wol­ke befin­den und sich die ver­zö­ger­te Linie auch unter­halb dem Kurs vor 26 Peri­oden befindet.

Problematik

Ichi­mo­ku Kin­ko Hyo wur­de in einer Zeit ent­wi­ckelt, als eine Tra­ding-Woche aus 6 Han­dels­ta­gen bestand. Bedingt durch die heu­ti­ge 5-Tage Han­dels­wo­che müss­ten die Peri­oden auf 7, 22, und 44 modi­fi­ziert werden.


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