Das Konzept des Momentums ist die einfachste Anwendung der Oszillator-Analyse. Es ist einer der wichtigsten und weltweit am meisten eingesetzten Oszillatoren. Das Momentum misst die Geschwindigkeit von Kursbewegungen, es zeigt uns die Kursdynamik an. Steigen die Kurse stetig an, steigt auch das Momentum. Verliert der Aufwärtstrend an Kraft und die Kurse steigen langsamer, so flacht auch die Momentum-Linie ab, um dann abzutauchen. Beginnen die Kurse zu fallen, so fällt auch die Momentum-Linie ins Minus. Aufgrund der Konstruktionsweise ist die Momentum-Linie der Kursbewegung immer einen Schritt voraus. Sie läuft den steigenden oder fallenden Kursen vorneweg und flacht sich dann ab, obwohl der aktuelle Kurstrend noch anhält. Verlangsamt sich die Kursbewegung, setzt sich die Momentum-Linie in die entgegengesetzte Richtung in Bewegung.
Berechnung
Die Konstruktion des Momentums ist recht simpel: Es werden die Kursdifferenzen für ein festes Zeitintervall gemessen. Beim 10-Tage Momentum wird einfach der Schlusskurs von vor 10 Tagen vom aktuellen Schlusskurs subtrahiert.
wobei V = letzter Schlusskurs und Vx = Schlusskurs von x Tagen. Dieser positive oder negative Wert wird dann über oder unter der Nulllinie aufgetragen.
Bei einer anderen Möglichkeit der Berechnung – mit identischer Aussage – werden die beiden Kurse dividiert. Die Basislinie ändert sich dann von 0 auf 100.
wobei V = letzter Schlusskurs und Vx = Schlusskurs von x Tagen. Sinn dieser Subtraktion bzw. Division ist das Erkennen neuer Trends, die sich häufig durch große Kursbewegungen hindurch zu etablieren versuchen.
Interpretation
Es wird eine Kursdifferenz für eine bestimmte Zeitperiode untersucht. Steigen die Kurse, befindet sich die Momentum-Linie über der Nulllinie. Steigt die Momentum-Linie weiter an, so beschleunigt sich der Aufwärtstrend. Flacht die aufwärtsgerichtete Momentum-Linie ab, so entsprechen die Gewinne, die durch die letzten Kurse entstanden sind, den Gewinnen, die vor X Tagen angefallen sind. Obwohl die Kurse immer noch steigen, ist die Beschleunigung zum Stillstand gekommen. Beginnt die Momentum-Linie in Richtung Nulllinie zu fallen, so ist der Aufwärtstrend bei den Kursen noch intakt, aber mit abnehmender Steigung. Der Aufwärtstrend verliert an Dynamik. Sobald die Momentum-Linie unter die Nulllinie fällt, liegt der aktuellen Schlusskurs unter dem Schlusskurs vor X Tagen. Es beginnt ein kurzfristiger Abwärtstrend. Fällt die Momentum-Linie weiter unter Null, so gewinnt der Abwärtstrend an Dynamik. Erst wenn die Linie wieder steigt, verlangsamt sich der Abwärtstrend.
Das Kreuzen der Nulllinie / 100er Linie kann für die Generierung von Kaufs- bzw. Verkaufssignalen verwendet werden.
- Ein Kaufsignal entsteht, wenn die Nulllinie / 100er Linie nach oben gekreuzt wird.
- Ein Verkaufssignal entsteht, wenn die Nulllinie /100er Linie nach unten durchkreuzt wird.
- Solange das Momentum über der Nulllinie / 100er Linie bleibt, ist die Aufwärtsbewegung intakt.
- Solange das Momentum unter der Nulllinie / 100er Linie bleibt, ist die Abwärtsbewegung intakt.
- Verlaufen Kurs und Momentum in die gleiche Richtung, bleibt der bestehende Kurstrend erhalten.
Eine weitere Anwendung ist die Suche nach Divergenzen zwischen Kursverlauf und Momentum. Bildet das Momentum neu Höchst- bzw. Tiefststände aus, der Basiskurs aber nicht mehr, so ist mit einem baldigen Trendwechsel zu rechnen.
Das Momentum bietet keine feste obere und untere Begrenzung. Somit lässt sich nicht auf Anhieb erkennen, wann sich ein Markt in einer extremen Situation befindet – was ja einer der Hauptvorteile der Oszillatoren Analyse ist. Um zu erkennen, wann eine Momentum-Linie zu tief oder zu hoch ist, empfiehlt es sich, einen langfristigen Chart zu analysieren. Dabei werden bei Kurs-Extrempunkten beim Momentum horizontale Linien gezogen. Diese Momentum-Begrenzungslinien müssen regelmäßig – besonders nach bedeutenden Trendwechseln – adjustiert werden.