Boersen-Zeitung: Notenbank stoppt Yen-Abwertung

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Frank­furt, 20.12.2022

Mit sei­nem star­ken Anstieg nach der Ent­schei­dung der Bank von Japan, die Ober­gren­ze für die Ren­di­te zehn­jäh­ri­ger Staats­an­lei­hen zu erhö­hen, hat der Yen ein Ver­kaufs­si­gnal für den Dol­lar gegeben.

Der japa­ni­sche Yen hat ein schlech­tes Jahr 2022 gehabt. Die star­re Geld­po­li­tik der Bank von Japan mit ihrem unbe­irr­ten Fest­hal­ten an der Kon­trol­le der Ren­di­te­kur­ve hat die Wäh­rung erheb­lich geschwächt. Kapi­tal floss aus dem Land ab in Regio­nen mit höhe­ren Zin­sen wie die USA. In der Spit­ze wur­den 2022 fast 152 Yen für einen Dol­lar bezahlt – so viel wie seit 1990 nicht mehr. Mit einem Pau­ken­schlag am Diens­tag hat die Noten­bank aber ihre Poli­tik am Diens­tag über­ra­schend auf­ge­weicht. Vie­le inter­pre­tie­ren dies als ers­ten Schritt Japans, von der sehr expan­si­ven Geld­po­li­tik abzu­rü­cken. Sie kauf­ten eilig den Yen. Aus tech­ni­scher Sicht hat­te sich die Wäh­rung schon zuvor von ihrem star­ken Abwer­tungs­trend befreit. Nun zeigt der Chart wei­te­res Poten­zi­al für den Yen.

Verkaufssignal

Tech­nisch hat der Yen-Chart in Reak­ti­on auf die Ent­schei­dung der Bank von Japan ein Ver­kaufs­si­gnal für den Dol­lar gege­ben. Das heißt, ein Dol­lar kos­tet nun deut­lich weni­ger Yen, so dass ein fal­len­des Chart­bild eine Auf­wer­tung des Yen signa­li­siert und somit posi­tiv für die Wäh­rung zu sehen ist. Das Ver­kaufs­si­gnal resul­tiert aus dem Rutsch des Yen unter sein jüngs­tes Zwi­schen­tief von Anfang Dezem­ber bei 134 Yen je Dol­lar. Damit gene­riert die Wäh­rung eine Serie tie­fe­rer Tiefs, die tech­nisch einen Abwärts­trend defi­niert. Ins­ge­samt ergibt dies Raum für wei­ter fal­len­de Notie­run­gen, der von der gestri­chelt grau­en, fal­len­den Trend­li­nie über die jüngs­ten zwei Zwi­schen­tiefs ange­zeigt wird. Ein drit­ter Auf­la­ge­punkt ist für die Bestä­ti­gung die­ses Trends nötig und zeigt wei­te­ren Abwärtsbedarf.

Dollar-Stärke ist Geschichte

Die enor­me Dol­lar-Stär­ke, die der schwarz ein­ge­zeich­ne­te Auf­wärts­trend vom März-Tief bei 114 Yen bis zum Mehr­jah­res­hoch bei 152 Yen zeigt, ist tech­nisch bereits Geschich­te. Aus die­sem Kanal war der Dol­lar schon Anfang Novem­ber gefal­len und bestä­tig­te dann die­sen Trend­bruch mit einem typi­schen „Pull­back“. Dabei waren die Kur­se zunächst noch ein­mal von unten an die Trend­li­nie her­an­ge­lau­fen, um schließ­lich end­gül­tig nach unten abzu­pral­len. Das deu­tet auf wei­te­ren Druck. Mit der aktu­el­len Bewe­gung rückt der Schlüs­sel­be­reich um 131 Yen in den Fokus. Im Jah­res­ver­lauf kam es hier oft zur Umkehr der Kur­se, zunächst als zwei­fa­ches Top und nach dem Bruch im Juni mehr­fach als loka­les Tief. Die­se blau ein­ge­zeich­ne­te Linie bie­tet aktu­ell Unter­stüt­zung. Extrem­punk­ten im Kurs­ver­lauf kommt aus tech­ni­scher Sicht stets beson­de­re Bedeu­tung zu. Denn an sol­chen Wen­de­punk­ten kipp­te in der Ver­gan­gen­heit das Ver­hält­nis von Ange­bot zu Nach­fra­ge. Bei einem loka­len Hoch wie Ende April bei 131 Yen fehlt nach stei­gen­den Kur­sen plötz­lich das Kauf­in­ter­es­se, um die Kur­se wei­ter nach oben zu trei­ben. Die Ver­käu­fer gewin­nen die Über­hand und die Kur­se lau­fen zurück. Am zwei­ten Hoch bei 131 zeig­ten sich dann die zuvor letz­ten Käu­fer erfreut, die­ses Preis­ni­veau noch mal zu errei­chen und ohne Ver­lust ver­kau­fen zu kön­nen. Die Kur­se fie­len erneut zurück und es resul­tiert ent­spre­chend ein Wider­stand für die Kur­se. Reicht spä­ter ein­mal die Kraft aus, die­sen Wider­stand nach­hal­tig zu durch­bre­chen, wird im Markt ein neu­es Kurs­ni­veau eta­bliert. Der Wider­stand wan­delt sich zur Unter­stüt­zung. Käu­fer sind froh, zu den güns­tig emp­fun­de­nen Kur­sen ein­zu­stei­gen. Sie kau­fen die Kur­se nach oben, wie im Juli und August. Ent­spre­chend ist nun auch kurz­fris­tig ers­te Unter­stüt­zung bei 131 Yen für den Dol­lar zu erwar­ten. Zunächst könn­te es somit zu einer Schau­kel­be­we­gung zwi­schen rund 131 Yen unten und 134 bis 137 Yen als obe­re Begren­zung kom­men, ein Ver­lauf ähn­lich der Kurs­ent­wick­lung zwi­schen Mai und August. In dem Zuge könn­te sich im Chart eine Sym­me­trie zwi­schen der Auf­wärts­be­we­gung von 131 auf 152 Yen je Dol­lar und der aktu­el­len Rück­be­we­gung ausbilden.

Umkehrformation

Kommt es zu einer sol­chen Sym­me­trie im Chart­bild mit dem anschlie­ßen­den Bruch der blau­en Unter­stüt­zungs­li­nie für den Dol­lar, dann ergibt sich chart­tech­nisch eine lang­fris­ti­ge Umkehr­for­ma­ti­on: eine soge­nann­te Schul­ter-Kopf-Schul­ter-For­ma­ti­on. Das Chart­bild ent­wi­ckelt sich dann von einer für zwei Mona­te eher seit­wärts gerich­te­ten Bewe­gung über 131 Yen (lin­ke Schul­ter) mit dem anschlie­ßen­den Sprung auf das neue Hoch (Schei­tel bei 152 Yen, blaue Linie) und dem dar­auf zurück­lau­fen­den Kurs (rech­te Schul­ter). Psy­cho­lo­gisch steckt ähn­lich der oben beschrie­be­nen Ent­wick­lung von Ange­bot und Nach­fra­ge am loka­len Hoch eine gewis­se Kapi­tu­la­ti­ons­be­we­gung in die­ser For­ma­ti­on. In Reak­ti­on auf einen nach­hal­ti­gen Rutsch unter die blaue „Nacken­li­nie“ zie­hen vie­le Anle­ger die Reiß­lei­ne. Es wird ein neu­es tie­fe­res Kurs­ni­veau eta­bliert und die Nacken­li­nie wan­delt sich erneut zum Wider­stand. Die Anle­ger, die im Zuge des Auf­wärts­trends Dol­lar gekauft hat­ten, geben mehr und mehr ihre Hoff­nung auf, dass die Kur­se erneut Rich­tung neu­es Hoch lau­fen. Sie ver­kau­fen zur Ver­lust­be­gren­zung und zie­hen somit wei­te­re Ver­käu­fer nach sich. Chart­theo­re­tisch errech­net sich in einer sol­chen Bewe­gung ein Kurs­ziel von 110 Yen je Dol­lar. Hier wäre die gesam­te Anstiegs­be­we­gung negiert – bild­lich gespro­chen wür­de damit die Sym­me­trie im Chart­bild hergestellt.

*) Fre­de­rik Alt­mann ist Invest­ment­ana­lyst bei Alpha Wertpapierhandel.

Von Fre­de­rik Alt­mann *) Bör­sen-Zei­tung, 20.12.2021

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