Boersen-Zeitung:Dax nimmt Anlauf auf Rekord

Von Fre­de­rik Altmann *)

Bör­sen-Zei­tung,

18.01.2023

Der deut­sche Akti­en­markt hat ein schwie­ri­ges Jahr hin­ter sich, geprägt von hef­ti­gen Stör­feu­ern. Der Krieg mit­ten in Euro­pa, nach oben galop­pie­ren­de Prei­se ins­be­son­de­re für Ener­gie und auch stei­gen­de Zin­sen haben ein denk­bar schlech­tes und unsi­che­res Umfeld für Akti­en mit sich gebracht. Für den Leit­in­dex Dax stand schließ­lich auf Jah­res­sicht ein ent­spre­chen­des Minus von mehr als 12 % zu Buche. Dabei konn­te sich das Akti­en­ba­ro­me­ter in den letz­ten Mona­ten bereits kräf­tig erho­len und sich somit in eine bul­li­sche Aus­gangs­la­ge für das neue Jahr 2023 manövrieren.


Ziel von 16
828 Punk­ten

Im län­ge­ren Chart­bild kann der Rück­schlag im Jahr 2022 als Kor­rek­tur von etwas mehr als 50 % des vor­her­ge­hen­den stei­len Anstiegs vom Coro­na-Tief im März 2020 bis zum Rekord­hoch von 2021 bei 16 290 Punk­ten inter­pre­tiert wer­den. Star­ke Kurs­be­we­gun­gen wer­den im Anschluss regel­mä­ßig zu bestimm­ten Pro­zent­sät­zen kor­ri­giert, im Nor­mal­fall um die Hälf­te der Impuls­be­we­gung. Solch eine typi­sche Wel­len­be­we­gung im Chart wird in der tech­ni­schen Ana­ly­se auch dazu genutzt, um mit Hil­fe der Fibo­nac­ci-Regeln Kurs­zie­le her­zu­lei­ten. Denn oft­mals schließt sich an eine 50-Pro­zent-Kor­rek­tur eine neue Auf­wärts­be­we­gung von der Län­ge der Ursprungs­be­we­gung an. Als Zwi­schen­ziel einer sol­chen län­ger­fris­ti­gen Erwar­tung lau­ert regel­mä­ßig Wider­stand bei knapp zwei Drit­teln des Anstiegs vom 2020er Tief bei 8 255 Punk­ten bis zum bis­he­ri­gen All­zeit­hoch bei 16 290 Zäh­lern. Dar­aus ergibt sich für das neue Jahr ein rea­lis­ti­sches Kurs­ziel von 16 828 Punk­ten im Leit­in­dex Dax.


Posi­ti­ve Signa­le in Serie

Sei­ne dyna­mi­sche V-Erho­lung vom Sep­tem­ber-Tief bei 11 863 Punk­ten konn­te der Dax mit gleich meh­re­ren tech­nisch posi­ti­ven Signa­len unter­mau­ern. Die­se sind im Chart grün ein­ge­kreist. Zunächst zeigt sich am Wen­de­punkt ein „Bul­lish Engul­fing“, das heißt, die zunächst nega­ti­ve schwar­ze Ker­ze wur­de in der Fol­ge­wo­che mit einer posi­ti­ven wei­ßen Ker­ze voll­stän­dig umschlos­sen und negiert. Sol­che Umklam­me­rungs­for­ma­tio­nen sind regel­mä­ßig in einer V-Umkehr zu beobachten.

Dar­an schloss sich im Dax eine län­ge­re Serie posi­ti­ver wei­ßer Ker­zen als Zei­chen neu­er Stär­ke an. Dabei wur­de auch schnell der (rote) Abwärts­trend über die tie­fe­ren Hochs durch­bro­chen. Noch bedeu­ten­der war auf die­sem Niveau aber der Bruch der Wider­stands­zo­ne von 13 597 bis 137 95 Zäh­lern. Hier lagen die Rekord­hochs der Jah­re 2018 und 2020, die eine ganz ent­schei­den­de Zone im Dax-Chart prä­gen. Zudem konn­te die viel beach­te­te 40-Wochen-Linie, die im Wochen­chart anstel­le des 200-Tage-Durch­schnitts steht, wie­der über­wun­den wer­den. Die­se glei­ten­de Durch­schnitts­li­nie dreht zuletzt wie­der nach oben und unter­streicht ein lang­fris­tig posi­ti­ve­res Bild im Dax. Die­ses Niveau soll­te künf­tig auch als zen­tra­le Unter­stüt­zung hef­ti­ge­re Kor­rek­tu­ren auf­hal­ten kön­nen, wenn nicht zuvor schon die wich­ti­ge Mar­ke von 14 819 Punk­ten aus­rei­chend Halt bie­tet. Hier lag mit dem Zwi­schen­tief im Okto­ber 2021 die Schlüs­sel­mar­ke aus der Top-Bil­dung im Jahr 2021 bis Anfang 2022. Als die­se unter­bo­ten wur­de, hat­te sich der Dax zunächst kaum noch hal­ten kön­nen und war letzt­lich bis auf das loka­le Tief bei 11 863 Punk­ten gerutscht. In der Fol­ge hat­te sich die­ses Niveau lehr­buch­mä­ßig zum Wider­stand ge­wandelt, bis die Mar­ke Anfang die­ses Jah­res wie­der nach oben durch­bro­chen wur­de. Dies bie­tet das aktu­ell stärks­te Kauf­ar­gu­ment für den Dax, der nun bei 14 819 Zäh­lern die ers­te ganz wich­ti­ge Unter­stüt­zung im Fal­le eines Rück­schlags findet.


Kurz­fris­tig ein Rückschlag

Da sich die Kur­se sel­ten in einer Ein­bahn­stra­ße bewe­gen, ist nach dem jüngs­ten kräf­ti­gen Anstieg kurz­fris­tig durch­aus mit einem Rück­schlag zu rech­nen. Die Ziel­mar­ke für eine Kor­rek­tur liegt zunächst bei 14 819 Punk­ten, dem jüngs­ten Aus­bruchs­ni­veau als neue Unter­stüt­zung. Ohne­hin nei­gen Kur­se dazu, einen Aus­bruch zu bestä­ti­gen, indem sie sich noch mal auf die­ses zuvor über­wun­de­ne Niveau set­zen – ein trend­be­stä­ti­gen­der „Pull­back“. Mit einem drit­ten Auf­la­ge­punkt wür­de auch der stei­le kurz­fris­ti­ge Auf­wärts­trend bestä­tigt, der in der Gra­fik grün ein­ge­zeich­net ist.

Soll­te die­ses Niveau noch­mals unter­schrit­ten wer­den, wür­de sich das posi­ti­ve Bild im Dax jeden­falls ein­trü­ben. Inves­to­ren könn­ten sich hier bereits mit Stopp-Loss-Auf­trä­gen absi­chern und erst ein­mal aus dem dann kri­ti­sche­ren deut­schen Markt wie­der zurück­zie­hen. Im Fal­le einer stär­ke­ren Kor­rek­tur wäre dann im Dax mit nächs­ter, kräf­ti­ger Unter­stüt­zung auf Höhe der alten Rekord­hochs bei 13 795 bis 13 597 Punk­ten zu rech­nen als nächs­te wich­ti­ge Zone im Chart. Soll­ten die Kur­se auch die­ses Niveau wie­der durch­schla­gen, müss­ten sich An­leger auf eine wei­te­re Schwä­che ein­stel­len. Die­se könn­te den Leit­in­dex im nega­ti­ven Gegen­sze­na­rio wohl auf ein neu­es Zwi­schen­tief drücken.

Aktu­ell ste­hen aber die Bör­sen­am­peln aus tech­ni­scher Sicht auf Grün. Ein solch nega­ti­ves Sze­na­rio ist ent­spre­chend weni­ger wahr­schein­lich ein­zu­schät­zen. Höhe­re Wahr­schein­lich­keit hat das anhal­tend posi­ti­ve Bild mit dem Errei­chen eines neu­en Dax-Rekords mit dem Ziel 16 828 Punkte.

*) Fre­de­rik Alt­mann ist Invest­ment­ana­lyst bei Alpha Wertpapierhandel.


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