Sektor oder Cash?

3. Preis VTAD Award 2009

F. A. Hay­ek wies bereits Anfang der 50er Jah­re dar­auf hin, dass man ein Preis­sys­tem wie z.B. die Bör­se ver­ste­hen müs­se als einen „Mecha­nis­mus zur Ver­mitt­lung von Infor­ma­tio­nen“1. Die Ent­wick­lung der Prei­se (abso­lut und real­tiv) kön­nen dem auf­merk­sa­men Beob­ach­ter einen Ein­blick in die Ver­wer­tung des Wis­sens aller am Pro­zess betei­lig­ten Per­so­nen ver­mit­teln, also von Kennt­nis­sen „die nie­man­dem in sei­ner Gesamt­heit gege­ben sind.“2

In Anleh­nung an die­se Erkennt­nis und in der Auf­fas­sung, dass ein sinn­voll diver­si­fi­zier­tes Port­fo­lio eher über eine sek­tor­be­zo­ge­ne Streu­ung des Kapi­tals als über eine geo­gra­phi­sche Auf­tei­lung erreicht wer­den kann, haben sich die Autoren die­ser Ana­ly­se zum Ziel gesetzt, ein auf den Ein­satz von Sek­tor­in­di­zes beru­hen­des Han­dels­sys­tem zu ent­wer­fen. Die­ses Sys­tem soll anhand der tech­ni­schen Kurs­ana­ly­se der ein­zel­nen Sek­to­ren selbst bestim­men, in wel­che Bran­chen inves­tiert wer­den soll und in wel­che nicht. Dabei soll für jeden Bran­chen­in­dex zum Zeit­punkt der mög­li­chen Kauf­ent­schei­dung der glei­che Kapi­tal­be­trag zur Ver­fü­gung ste­hen. Die Beträ­ge, die für die als unat­trak­tiv ein­ge­stuf­ten Bran­chen zur Ver­fü­gung ste­hen, bil­den in der Summe
den Cash-Bestand. Somit regu­liert das Sys­tem von selbst die Auf­tei­lung des Port­fo­li­os auf Liqui­di­tät und Akti­en. In star­ken, nahe­zu alle Sek­to­ren betref­fen­den Auf­wärts­trends kann die Akti­en­quo­te bis auf 100% aus­ge­baut und in Abwärts­trends, wenn das Sys­tem die Kurs­ent­wick­lung kei­ner ein­zi­gen Bran­che als attrak­tiv ein­stuft, die Cas­h­quo­te bis auf 100% hoch­ge­fah­ren werden.

Das Sys­tem beant­wor­tet somit nicht nur die Fra­ge: „Was soll wann gekauft bzw. ver­kauft wer­den?“ son­dern auch die Fra­ge: „Wie hoch soll die  Akti­en­quo­te im Port­fo­lio aus­fal­len?“. Nicht der häu­fig vor­ein­ge­nom­me­ne Inves­tor, son­dern der Markt bzw. die aus­ge­wähl­te, tech­ni­sche Ana­ly­se des Mark­tes und der ein­zel­nen Sek­to­ren soll die­se Ent­schei­dung tref­fen. Die Fra­ge: „Wie häu­fig sol­len Ent­schei­dun­gen über­prüft und gege­be­nen­falls ange­passt wer­den?“ haben wir mit „bör­sen­täg­lich“ beantwortet.

Der Vor­teil der Nut­zung von auf Sek­tor­in­di­zes basie­ren­den Stra­te­gien besteht nicht nur in einer brei­ten Diver­si­fi­ka­ti­on, ohne dass dafür son­der­lich vie­le Posi­tio­nen ein­ge­gan­gen wer­den müss­ten, son­dern auch in der leich­ten, prak­ti­schen Umset­zung mit Hil­fe kos­ten­güns­ti­ger Sek­tor­in­dex­fonds. Ins­be­son­de­re Inves­to­ren mit klei­nen und mitt­le­ren Port­fo­lio­grö­ßen dürf­ten die­se Tat­sa­che zu schätzen.
Natür­lich muss sich ein so zusam­men­ge­stell­tes Port­fo­lio in sei­ner Ent­wick­lung am zugrun­de­lie­gen­den Index, in unse­rem Fall am „Dow Jones Sto­xx 600 – Per­for­mance Index“ mes­sen las­sen. Die Zie­le lau­ten: Out­per­for­mance und gerin­ge­re Volatilität.


1 - Hay­ek, F.A.: Indi­vi­dua­lis­mus und wirt­schaft­li­che Ord­nung, Erlen­bach-Zürich 1952, Kap. IV Die Ver­wer­tung von Wis­sen in der Gesellschaft
2 - ebenda