Über die Konstruktion mathematisch korrekter Seasonal Charts und deren Analyse

Einleitung

Unter­su­chun­gen haben gezeigt, dass Prei­se für Roh­stof­fe wie Heiz­öl im All­ge­mei­nen sai­so­na­len Schwan­kun­gen unter­lie­gen. Aber auch die Notie­run­gen von Agrar­roh­stof­fen, Metal­len, Indi­zes etc. wei­sen oft­mals sai­so­na­le Mus­ter auf.

Wil­bert D. Gann war der ers­te Trader, der den Ein­fluss der Sai­so­na­li­tät auf Getrei­de­prei­se unter­such­te (1942). Obwohl sei­ne Ergeb­nis­se durch­aus Beach­tung fan­den und die meis­ten Trader sich des Ein­flus­ses sai­so­na­ler Gege­ben­hei­ten bewusst waren, dau­er­te es bis Anfang
der 1970er Jah­re ehe die­se The­sen mit Zah­len belegt wer­den konn­ten. So fan­den Lar­ry Wil­liams und Michel­le Nose­wor­t­hy Kurs­be­we­gun­gen, wel­che sich in 12 von 16 Jah­ren wie­der­hol­ten (Bern­stein, 1998). Jake Bern­stein kommt eben­falls eine bedeu­ten­de Rol­le auf
die­sem Gebiet der Tech­ni­schen Ana­ly­se zu. Er begann unter ande­rem damit ab 1977 regel­mä­ßig Sea­so­nal Charts auf Monats­ba­sis zu publizieren.

Heut­zu­ta­ge gibt es eine Viel­zahl von Anbie­tern sol­cher Charts. Zumeist geben deren Sea­so­nal Charts den durch­schnitt­li­chen Kurs­ver­lauf eines Com­mo­di­ty über den Zeit­raum eines Jah­res, von Tag zu Tag, wie­der. Anhand der Ange­bots­viel­falt für der­ar­ti­ge Charts lässt sich erken­nen, dass das Han­deln sai­so­na­ler Mus­ter mitt­ler­wei­le äußerst popu­lär gewor­den ist.
Ein Nach­teil von Charts ist jedoch, dass sie umfang­rei­che Daten­men­gen in einem ein­zel­nen Graph zusam­men­fas­sen, wodurch wich­ti­ge Infor­ma­tio­nen ver­lo­ren gehen. Umso wich­ti­ger ist es zu wis­sen, wie die Sea­so­nal Charts kon­stru­iert wur­den, um fal­sche  (Investitions-)Entscheidungen zu ver­hin­dern. Jedoch legt kei­ner der Anbie­ter, aus ver­ständ­li­chen Grün­den, sei­ne Berech­nungs­me­tho­de offen.

Des­halb wird im zwei­ten Abschnitt die­ses Arti­kels betrach­tet wie man mathe­ma­tisch kor­rek­te Sea­so­nal Charts erzeu­gen kann. Die vor­ge­stell­te Metho­de lässt sich ohne gro­ßen Auf­wand in Tabel­len­kal­ku­la­ti­ons­pro­gram­men imple­men­tie­ren. Was bei der Ana­ly­se der so
erzeug­ten Charts, aber auch bei allen ande­ren Sea­so­nal Charts, beach­tet wer­den soll­te wird in Abschnitt 3 diskutiert.

In Abschnitt 4 wird schließ­lich eine Chart genau­er ana­ly­siert, wel­cher mit dem vor­ge­stell­ten Ansatz berech­net wur­de, sowie Han­dels­stra­te­gien für eine Viel­zahl von Com­mo­di­ties prä­sen­tiert, wel­che hohe Tref­fer­quo­ten (Anzahl Gewinnt­ra­des divi­diert durch Anzahl Ver­lustt­ra­des) und sehr gute Wer­te für Ratio (durch­schnitt­li­cher Gewinn divi­diert durch durch­schnitt­li­chen Ver­lust) und Pro­fit­fak­tor vereinen.