In der Technischen Analyse wird eine Kurslücke auch als Gap bezeichnet.
Gaps werden angezeigt bei Candlestickcharts und Barcharts (= Balkencharts). Bei diesen Charttypen wird der Eröffnungskurs, Schlusskurs, Höchstkurs und der Tieftskurs des gewählten Zeitfenster (zum Beispiel Tageschart oder ein 5-Minuten Chart) zur Konstruktion einer Kerze oder eines Balkens herangezogen. Bei Liniencharts werden die Schlusskurse mit einander verbunden, bei Point & Figure Charts werden die X- und 0-Säulen immer aufgefüllt.
Kurslücken entstehen, wenn zum Beispiel eine Aktie mit einem Tageshoch von 50 Euro aus dem Handel geht. Nach Feststellen des Schlusskurses wird eine kursbeeinflussende Nachricht veröffentlicht. Am anderen Morgen liegt dann der Eröffnungskurs bei 55 Euro und das ist gleichzeitig auch das Tagestief. Der Kursbereich zwischen dem Vortageshoch und dem heutigen Tagestief ist besagte Kurslücke.
Es gibt drei Arten von Kurslücken:
Die Ausbruchslücke (= breakaway gap) taucht in der Regel am Beginn einer signifikanten Martkbewegung auf. Es wird eine Umkehrformation beendet und der Durchbruch durch einen Widerstand oder eine Unterstützung erfolgt mit einer Ausbruchslücke unter hohem Umsatz. Ausbruchslücken werden nicht immer geschlossen, allerdings können die Kurse bei einem Rücksetzer in die Lücke zurückkehren.
Die Fortsetzungslücke (= runaway gap, measuring gap oder continuation gap) taucht ungefähr in der Mitte der Bewegung nach oben (oder nach unten) auf, weshalb sie auch als measuring gap bezeichnet wird. In einem Aufwärtstrend bewegen sich die Kurse mühelos nach oben und zeigen damit Marktstärke an. In einer Abwärtsbewegung zeigt eine Fortsetzungslücke zunehmende Schwäche an. Auch Fortsetzungslücken werden nicht häufig gefüllt und stellen Widerstand/Unterstützungszonen dar.
Die Erschöpfungslücke (= exhaustion gap) taucht am Ende einer Marktbewegung auf. Werden Kursziele erreicht und sind Ausbruchslücke und Fortsetzungslücke im aktuellen Trend vorgekommen, sollte nach der Erschöpfungslücke Ausschau gehalten werden. Wird dann ein Schlusskurs unterhalb dieses letzten Gaps festgestellt, war das in der Regel die Erschöpfungslücke und Trend wurde beendet.
Tendieren in einem Aufwärtstrend nach einer Erschöpfungslücke die Kurse über einen gewissen Zeitraum seitwärts, bevor es dann mit einem Gap nach unten geht, wird von einer oberen Inselumkehr (= island reversal) gesprochen. Diese Umkehrformation gibt es auch im Abwärtstrend als Bodenbildung, der unteren Inselumkehr.
Schematisch dargestellt in Abbildung 1:
In Abbildung 2 eine untere Inselumkehr im "echten" Chart: