Heikin Ashi

Die Hei­kin Ashi Metho­de wur­de im letz­ten Jahr­hun­dert in Japan ent­wi­ckelt und von dem schwe­di­schen Trader Dan Val­cu „wie­der ent­deckt“ und Anfang 2004 in Stock&Commodities vor­ge­stellt. Es han­delt sich um modi­fi­zier­te Candlesticks.

Bei einem klas­si­schen Cand­le­stick wird der Ker­zen­kör­per aus dem Eröff­nungs­kurs und dem Schluss­kurs gebil­det, das Tages­hoch wird über den Docht nach oben abge­bil­det, das Tages­tief über die Lun­te nach unten (Abbil­dung 1). Liegt der Clo­se über dem Open, sind die Kur­se gestie­gen und der Body ist ent­we­der weiß oder unge­füllt oder grün. Liegt das Open über dem Clo­se, sind die Kur­se gefal­len und der Body ist schwarz oder gefüllt oder rot.

Abbil­dung 1

Konstruktion

Um eine Hei­kin Ashi Ker­ze von heu­te zu kon­stru­ie­ren, ha (t), wer­den noch Kurs­wer­te vom gest­ri­gen Tag ha (t-1) in die Berech­nung mit einbezogen.

  • Das heu­ti­ge Open ist der Mit­tel­wert aus dem gest­ri­gen Open und gest­ri­gen Close.
  • Das heu­ti­ge Clo­se ist der Mit­tel­wert aus dem heu­ti­gen Open, Clo­se, High und Low.
  • Das heu­ti­ge High ist das größ­te Ele­ment (Maxi­mum) aus heu­ti­gem Hoch, haOpen und haClose.
  • Das heu­ti­ge Tief ist das kleins­te Ele­ment (Mini­mum) aus heu­ti­gem Tief, haOpen und haClose.

Mit der modi­fi­zier­ten Berech­nung wird zum einen erreicht, dass die Auf­wärts- und Abwärts­be­we­gun­gen geglät­tet wer­den und zum ande­ren, dass Gaps eli­mi­niert wer­den.
Die Kehr­sei­te der modi­fi­zier­ten Berech­nung ist aller­dings, dass immer eine Cand­le Vor­lauf benö­tigt wird. Es müs­sen also die Start­be­din­gun­gen für die ers­te Hei­kin Ashi Ker­ze defi­niert wer­den, ansons­ten setzt das Chart­tool den Wert für haOpent-1 und haC­lo­set-1 auf 0 und die ers­ten Hei­kin Ashi Ker­zen wer­den falsch berech­net. Wer­den Hei­kin Ashi Ker­zen pro­gram­miert, muss für die ers­te Hei­kin Ashi Ker­ze als Start­be­din­gung haOpent-1 = Opent und haC­lo­se t-1 = Clo­set defi­niert wer­den. In Wor­ten aus­ge­drückt: für die ers­te Hei­kin Ashi Ker­ze wird das Open von ges­tern ersetzt durch das Open von heu­te und das Clo­se von ges­tern wird ersetzt durch das Clo­se von heu­te.
(Hin­weis: bei man­chen Pro­gram­mier­spra­chen ist heu­te = 0 und ges­tern = [1]. Bei ande­ren wie­der­um ist ges­tern = -1).

Interpretation

Auf­wärts­trend: der beginnt mit stei­gen­den und damit unge­füll­ten Ker­zen. Die­se Ker­zen kön­nen unte­re und/oder obe­re Schat­ten haben. Wird der Auf­wärts­trend stär­ker, wer­den die unge­füll­ten Ker­zen län­ger und haben kei­nen unte­ren Schat­ten. Schwä­chelt der Trend, wer­den die Ker­zen­kör­per klei­ner und unter Schat­ten tau­chen auf.

In einer Kon­so­li­die­rung haben die Ker­zen klei­ne Kör­per und lan­ge unte­re und obe­re Schat­ten. Die­se Ker­zen kön­nen zwi­schen schwarz und unge­füllt wechseln.

Kommt es zum Trend­wech­sel und ein Abwärts­trend beginnt, tau­chen fal­len­de und damit schwar­ze Ker­zen auf. Zu Beginn kön­nen unte­re und/oder obe­re Schat­ten aus­ge­bil­det sein. Wird der Abwärts­trend stär­ker, wer­den die schwar­zen Ker­zen län­ger und haben kei­ne obe­re Schat­ten mehr. Schwä­chelt der Trend, wer­den die Ker­zen­kör­per klei­ner und obe­re Schat­ten tau­chen auf.

Klei­ne Ker­zen mit unte­ren und obe­ren Schat­ten kün­di­gen eine Kon­so­li­die­rung / einen Seit­wärts­trend oder einen Trend­wech­sel an.

In Abbil­dung 2 ist der DAX als klas­si­scher Cand­le­stick­chart auf Tages­ba­sis dargestellt.

Abbil­dung 2

In Abbil­dung 3 ist der DAX mit Hei­kin Ashi Cand­les (eben­falls auf Tages­ba­sis und für den glei­chen Zeit­raum) dargestellt.

Abbil­dung 3

Der Chart wird domi­niert von zwei aus­ge­präg­ten Trends: Im Janu­ar begin­nend ein Abwärts­trend und im März begin­nend ein Auf­wärts­trend. Der Abwärts­trend wird im Hei­kin Ashi Chart durch aus­schließ­lich schwar­ze Ker­zen fast ohne obe­re Schat­ten dar­ge­stellt. Im Cand­le­stick Chart hin­ge­gen sind etli­che unge­füll­te Ker­zen unter­ge­mischt. Glei­ches gilt für den Auf­wärts­trend: Hei­kin Ashi unge­füllt (bis auf 4 schwar­ze Kerzen)und fast kei­ne unte­re Schat­ten, beim Cand­le­stick Chart 9 schwar­ze Ker­zen dazwi­schen und vie­le unte­re Schat­ten. Auch hat der Hei­kin Ashi Chart kei­ne Gaps, die ja auf­grund der Berech­nungs­vor­schrift weg­fal­len. In der Trend­wech­sel­pha­se im Febru­ar tau­chen erst obe­re Schat­ten an den schwar­zen Ker­zen auf, dann klei­ne Ker­zen­kör­per mit lan­gen unte­ren und obe­ren Schat­ten, dann unge­füll­te Ker­zen mit unte­ren und obe­ren Schat­ten und erst als der Trend gewech­selt hat unge­füll­te Ker­zen ohne unte­re Schat­ten.
Die­ses Bei­spiel zeigt, dass die modi­fi­zier­ten Ker­zen in einem Hei­kin Ashi Chart die Trends mit weni­ger Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum darstellen.

Lite­ra­tur
Dan Val­cu hat 2011 ein Hei­kin-Ashi Buch in eng­li­scher Spra­che veröffentlicht.


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