Hindenburg-Omen

Als Erfin­der des Omens gilt der Mathe­ma­ti­ker und Bör­sen­brief­schrei­ber Jim Miek­ka. Benannt ist es nach dem Zep­pe­lin „Hin­den­burg“, der am 6. Mai 1937 in Lake­hurst nahe New York in Flam­men auf­ging – und die Ära der deut­schen Luft­schiff­fahrt jäh been­de­te. Auch für die Bör­sen ver­heißt Hin­den­burg nichts Gutes.

Das Hin­den­burg-Omen spielt in Blogs und Foren des­halb eine beson­de­re Rol­le, weil es anschei­nend häu­fi­ger vor Kor­rek­tu­ren und auch vor Cra­s­hes (1987) auftritt.
Die tra­di­tio­nel­le Defi­ni­ti­on eines Hin­den­burg Omens umfasst vier Kritierien:

1. Die täg­li­che Zahl der neu­en 52-Wochen-Hochs und der neu­en 52-Wochen-Tiefs an der NYSE müs­sen sich bei­de ober­halb von 2,2% der an dem Tag an der NYSE gehan­del­ten Wer­te befinden.

2. Der NYSE 10-Wochen-GD (50-Tage-GD) steigt.

3. Der McClel­lan Oszil­la­tor ist an die­sem Tag negativ.

4. Die Zahl der neu­en 52-Wochen-Hochs darf nicht mehr als zwei­mal so groß sein wie die Zahl der neu­en 52-Wochen-Tiefs. Umge­kehrt ist es in Ordnung.

War­um wird eine auf dem ers­ten Blick ver­que­re und unver­ständ­li­che Kom­bi­na­ti­on von Fak­to­ren gewählt, um Signa­le für ein Mark­t­hoch her­aus­zu­fil­tern? Auf dem zwei­ten Blick wird klar, dass die­se Kom­bi­na­ti­on Ver­än­de­run­gen in der Markt­brei­te seis­mo­gra­fisch wahrnimmt.

Zur 1 Bedin­gung: Wenn die Zahl der neu­en Hochs und die Zahl der neu­en Tiefs sich gleich­zei­tig auf einem recht hohen Niveau befin­det, bedeu­tet dies Dis­tri­bu­ti­on. Vie­le Akti­en stei­gen noch, wäh­rend ande­re Wer­te bereits im Nie­der­gang begrif­fen sind. Dis­tri­bu­ti­on kann sich an Hochs oder an Tiefs ergeben.

Zur 2 Bedin­gung: Die zwei­te Bedin­gung („NYSE 10-Wochen-GD steigt“) soll sicher­stel­len, dass nur Dis­tri­bu­tio­nen nach einer vor­her­ge­hen­den Auf­wärts­pha­se erfasst werden.

Zur 3 Bedin­gung: Die drit­te Bedin­gung („McClel­lan Oszil­la­tor nega­tiv“) ist eben­falls ein Dis­tri­bu­ti­ons­merk­mal. Wenn der Oszil­la­tor nega­tiv ist bedeu­tet dies, dass die Markt­brei­te nach­lässt und die Zahl der fal­len­den Akti­en an jenem Tag die Ober­hand über die Zahl der stei­gen­den Akti­en gewon­nen hat.

Zur 4 Bedin­gung: Die vier­te Bedin­gung stellt schließ­lich sicher, dass das Omen nur dann auf­tritt, wenn die Dis­tri­bu­ti­on gleich­mä­ßig geschieht.

Das Auf­tre­ten aller vier Kri­te­ri­en an einem Tag wird häu­fig als unbe­stä­tig­tes Signal bezeich­net. Ein Hin­den­burg-Omen gilt dann als bestä­tigt, wenn es inner­halb von 36 Tagen ein zwei­tes Mal auf­tritt. Häu­fig wird noch als fünf­te Bedin­gung genannt, dass die klei­ne­re der bei­den Zah­len (neue 52-Wochen-Hochs und Tiefs) grö­ßer als 79 sein muss. Robert Reth­feld (www.wellenreiter-invest.de) hält die­se Bedin­gung für nicht kor­rekt, da sich ansons­ten in den 60er und 70er Jah­ren kei­ne Signa­le erge­ben hätten.

Abbil­dung 1

Das wohl berühm­tes­te und am meis­ten zitier­te Bei­spiel für das recht­zei­ti­ge Auf­tre­ten des Hin­den­burg-Omens betrifft den Crash von 1987. Damals wur­den zwi­schen dem 24. Sep­tem­ber und 6. Okto­ber 1987 drei Signa­le in Fol­ge gene­riert (blau­er Pfeil in Abbil­dung 1). Der Crash erfolg­te vom 15. bis 19. Okto­ber 1987. Gleich­zei­tig erkennt man jedoch auch, dass ein Hin­den­burg-Omen auf­trat, ohne dass sich nega­ti­ven Fol­gen für die Akti­en­märk­te erga­ben. Das war z.B. im Juli 1986 (sie­he grü­nen Pfeil in Abbil­dung 1) der Fall.

Jetzt zur aktu­el­len Situa­ti­on (Okto­ber 2009).

Abbil­dung 2

Seit dem Jahr 2005 wur­den unge­wöhn­lich vie­le Signa­le gene­riert. Die meis­ten vor dem Hoch am 8. Mai 2006 (schwar­zer Pfeil in Abbil­dung 2). Jün­ger des Hin­den­burg-Omens nah­men damals an, dass es zu einem Crash kom­men wür­de. Das glei­che lässt sich für den Sep­tem­ber 2005 sagen (grü­ner Pfeil in Abbil­dung 2). Damals kam es zwar zu einer Abwärts­be­we­gung, aber die­se ende­te bereits Mit­te Okto­ber 2005. Die Signa­le vom Dezem­ber 2005 und August 2006 erwie­sen sich eben­falls als Fehlsignale.

Nicht jedes Signal ist dem­nach ein Crash- oder Abverkaufs-Signal.
Wei­te­re Infos fin­den Sie unter www.wellenreiter-invest.de


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