Maße für Beweglichkeit

Im Fol­gen­den wer­den eini­ge Ken­zah­len beschrie­ben, die die Vola­ti­li­tät abbil­den. Obwohl es ver­schie­de­ne Metho­den zur Ermitt­lung der Vola­ti­li­tät gibt, so füh­ren doch alle zu ähn­li­chen Bewe­gungs­mus­tern. Zu beach­ten ist, dass sich die Vola­ti­li­tät meis­tens ent­ge­gen­ge­setzt zum Kurs­ver­lauf bewegt.

Standardabweichung

Die Stan­dard­ab­wei­chung gibt den durch­schnitt­li­chen Abstand jedes Kur­ses vom Mit­tel­wert aller Kur­se des Berech­nungs­zeit­rau­mes an. Sta­tis­tisch betrach­tet lie­gen 68% aller Kur­se im Bereich vom Mit­tel­wert plus oder minus dem Wert der ein­fa­chen Stan­dard­ab­wei­chung. 95% aller Kur­se lie­gen im Bereich vom Mit­tel­wert plus / minus dem zwei­fa­chen Wert der Stan­dard­ab­wei­chung. Die Pro­zent­an­ga­ben unter­stel­len, dass die zugrun­de lie­gen­den Wer­te Daten der Nor­mal­ver­tei­lung fol­gen, was wie­der­um bei Akti­en­kur­sen nicht unbe­dingt der Fall ist. Je höher der Wert der Stan­dard­ab­wei­chung, des­to stär­ker fie­len die Schwan­kun­gen des Kurs­ver­laufs in der Ver­gan­gen­heit aus.

Die abso­lu­te Höhe der Stan­dard­ab­wei­chung hängt vom Kurs­ni­veau des Wert­pa­piers ab. Star­ke Ände­run­gen des Kurs­ver­laufs machen es des­halb schwie­rig, alte und neue Wer­te der Stan­dard­ab­wei­chung zu ver­glei­chen. Zudem ist die Stan­dard­ab­wei­chung für den direk­ten Ver­gleich des Aus­ma­ßes der Vola­ti­li­tät ver­schie­de­ner Wert­pa­pie­re nicht geeignet.

\( \sigma_t = \sqrt {\frac {\sum_{i=0} ^{i<n}( C_{t-i}- \bar X_t )^2}{n}} \)
\( \bar X_t = \frac{\sum_{i=0} ^{i<n} C_{t-i}}{n} \)

Variationskoeffizient

Für die­sen und auch für den his­to­ri­schen Vola­ti­li­täts­ver­gleich ist es bes­ser, den Varia­ti­ons­ko­ef­fi­zi­en­ten zu ver­wen­den. Um den Varia­ti­ons­ko­ef­fi­zi­en­ten zu erhal­ten wird die Stan­dard­ab­wei­chung durch den Mit­tel­wert divi­diert und in den meis­ten Fäl­len mit 100 mul­ti­pli­ziert. Somit wird sie rela­tiv zum Mit­tel­wert und damit unab­hän­gig vom Kurs­ni­veau des Wert­pa­piers ausgedrückt.

\( VK = \frac {t}{X_t} \)

Standardfehler

Um die Stan­dard­ab­wei­chung unab­hän­gig vom Stich­pro­ben­um­fang dar­zu­stel­len, wird der Stan­dard­feh­ler ein­ge­setzt. Defi­niert ist der Stan­dard­feh­ler in der Sta­tis­tik als Stan­dard­ab­wei­chung divi­diert durch die Wur­zel des Stich­pro­ben­um­fangs. In der Tech­ni­schen Ana­ly­se wird der Stan­dard­feh­ler bei Stan­dard-Error-Bands eingesetzt.

Historische Volatilität

Die his­to­ri­sche Vola­ti­li­tät gibt die jähr­li­che, pro­zen­tua­le Schwan­kungs­brei­te eines Kurs­ver­laufs in der Ver­gan­gen­heit an. Bei deren Ermitt­lung wird auf die Stan­dard­ab­wei­chung zurück­ge­grif­fen, jedoch gehen her­bei log­arith­mier­te Ren­di­ten in die Berech­nung mit ein. Der Quo­ti­ent aus dem aktu­el­len und dem Vor­tags­kurs erge­ben die Ren­di­te. Man ver­wen­det log­arith­mier­te Ren­di­ten, da die­se der Nor­mal­ver­tei­lung fol­gen. Dann wird das Ergeb­nis der Vola­ti­li­täts­be­rech­nung auf ein Jahr annua­li­siert, da so ein Ver­gleich bes­ser gelingt. Erfolg­te die Berech­nung auf Tages­ba­sis, mul­ti­pli­ziert man das Ergeb­nis mit der Wur­zel aus 252. Bei Wochen­da­ten ver­wen­det man zur Annua­li­sie­rung die Wur­zel aus 52 und bei Monats­da­ten die Wur­zel aus zwölf.

Die his­to­ri­sche Vola­ti­li­tät ist unab­hän­gig vom Kurs­ni­veau, da Ren­di­ten anstatt von abso­lu­ten Kur­sen ver­wen­det wer­den. Ver­dop­pelt sich das Kurs­ni­veau, so hat dies bei der Ver­wen­dung rela­ti­ver Preis­än­de­run­gen kei­ne Aus­wir­kung auf die Höhe der errech­ne­ten Vola­ti­li­tät. Wer­den hin­ge­gen, wie bei der rei­nen Stan­dard­ab­wei­chung, die Prei­se direkt ver­wen­det, führt eine Ver­dop­pe­lung des Kurs­ni­veaus zu einer zwei­mal so hohen Vola­ti­li­tät. Die his­to­ri­sche Vola­ti­li­tät von unter­schied­li­chen Wert­pa­pie­ren ist direkt vergleichbar.

Die his­to­ri­sche Vola­ti­li­tät geht auch als Schätz­wert für die zukünf­ti­ge Vola­ti­li­tät in die Ermitt­lung des fai­ren Prei­ses für Optio­nen ein. Die Vola­ti­li­tät ist ein wich­ti­ger Fak­tor in Optionspreismodellen.

\( X_t =\log \frac{C_t}{C_{t-1}} \)
 
\( \bar X_t = \frac{\sum_{i=0} ^{i<n} X_{t-i}}{n} \)
 
\( V_t = \sqrt {\frac{\sum_{i=1} ^{n}(X_{t-i-1}- \bar X_t)^2}{n}} \cdot \sqrt{252} \)

Implizierte Volatilität

Die impli­zier­te Vola­ti­li­tät ist eine für die Zukunft geschätz­te Vola­ti­li­tät. Die­se legen die Markt­teil­neh­mer bei der Ermitt­lung des Opti­ons­prei­ses zugrun­de. Sie kann durch Umstel­len der For­mel eines Opti­ons­preis­mo­dells ermit­telt werden.

Der VDAX (DAX-Vola­ti­li­täts­in­dex) gibt die vom Ter­min­markt erwar­te­te Schwan­kungs­brei­te des DAX für die nächs­ten 45 Tage an. Er wird von der Deut­schen Bör­se berech­net. Die erwar­te­te Schwan­kungs­brei­te wird aus den impli­zier­ten Vola­ti­li­tä­ten der an der EUREX gehan­del­ten Optio­nen abgeleitet.

Der VDAX-NEW, ent­wi­ckelt von der Deut­sche Bör­se AG und Gold­man Sachs, gibt die erwar­te­te Schwan­kungs­brei­te des DAX für die nächs­ten 30 Tage an. Zur Berech­nung die­se Index wer­den nicht nur die Opti­ons­kon­trak­te ver­wen­det, die sich „im Geld“ befin­den, son­dern auch die­je­ni­gen, die „aus dem Geld“ notie­ren. Der VDAX-NEW soll den VDAX mit­tel­fris­tig ablösen.

Der VIX ist der Vola­ti­li­täts­in­dex für den ame­ri­ka­ni­schen Markt. Man berech­net ihn basie­rend auf Opti­on des S&P 100.

Handelsspanne und High/Low Ratio

Um die Beweg­lich­keit von Kur­sen dar­zu­stel­len, kann die Schwan­kungs­brei­te über ein bestimm­tes Zeit­in­ter­vall ver­wen­det wer­den. Eben­so spricht man von der Han­dels­span­ne, die als Dif­fe­renz zwi­schen dem höchs­ten und nied­rigs­ten Kurs eines Zeit­in­ter­valls beschrie­ben wird. Also ist die täg­li­che Han­dels­span­ne die Dif­fe­renz des Tages­höchst- und des Tages­tiefst­kur­ses. Selbst­ver­ständ­lich kann man die Han­dels­span­ne nicht nur über einen Tag, son­dern über jeden belie­bi­gen Zeit­raum berech­nen. Häu­fig ver­wen­det man auch eine Woche, ein Monat oder ein Jahr.

Da die Han­dels­span­ne von der Höhe des Kurs­ni­veaus beein­flusst wird, gibt es mit dem High/Low Ratio eine wei­te­re Berech­nungs­form, die unab­hän­gig vom Kurs­ni­veau ist. Man berech­net den High/Low Ratio, indem man den Höchst­kurs durch den Tiefst­kurs der Peri­ode divi­diert. Es ist bes­ser geeig­net als die Han­dels­span­ne, wenn die Vola­ti­li­tät über einen län­ge­ren Zeit­raum oder von ver­schie­de­nen Wert­pa­pie­ren ver­gli­chen wer­den soll.

Average True Range (ATR) – Wilders Volatility

Wel­les Wil­der ent­wi­ckel­te die Avera­ge True Ran­ge (ATR) als Kenn­zahl für die Vola­ti­li­tät von Kur­sen. Er betrach­te­te dabei die täg­li­che Han­dels­span­ne bzw. die Dif­fe­renz aus Tages­höchst- und Tages­tiefst­kurs, als Aus­druck für die Vola­ti­li­tät am Markt. Um Ergeb­nis­se, die außer­halb der Han­dels­span­ne lie­gen bes­ser erfas­sen zu kön­nen, defi­nier­te er die „wah­re Span­ne“ (true ran­ge). Sie ist die maxi­ma­le Span­ne, inner­halb wel­cher sich der Kurs wäh­rend eines Han­dels­ta­ges oder vom Schluss­kurs des Vor­ta­ges zum Extrem­wert des fol­gen­den Tages bewegt hat.

Die Avera­ge True Ran­ge (ATR) ist der Durch­schnitt der „wah­ren Span­ne“ über einen bestimm­ten Zeit­raum. Für die Durch­schnitts­be­rech­nung ver­wen­det man häu­fig 14 Tage. Eben­so wie die Stan­dard­ab­wei­chung wird die ATR von der abso­lu­ten Höhe des Kurs­ni­veaus beein­flusst, was auch hier zu Pro­ble­men bei der Ver­gleich­bar­keit führt.

Zum Zweck einer bes­se­ren Ver­gleich­bar­keit kann die „wah­re Span­ne“ auch rela­tiv zum Mit­tel­punkt der wah­ren Span­ne dar­ge­stellt wer­den (Rela­ti­ve True Ran­ge). Alter­na­tiv dazu schlägt John For­man eine nor­ma­li­sier­te ATR vor. Hier­zu teilt er die ATR durch den Schlusskurs.

Teil­wei­se wird die ATR direkt als Indi­ka­tor ange­wen­det. Dann weist eine stei­gen­de ATR auf eine Fort­set­zung des Trends hin. Schwächt sich die ATR ab, lässt dies eine Trend­um­kehr ver­mu­ten. Oft reicht eine Ver­än­de­rung der Vola­ti­li­tät allein nicht aus, um zuver­läs­si­ge Signa­le zu erhal­ten. Daher soll­te man die ATR bes­ser als Vola­ti­li­täts­fil­ter in Kom­bi­na­ti­on mit ande­ren Indi­ka­to­ren einsetzten.

\( TH_t = Max(H_t,C_{t-1})\ = \ True High \)
 
\( TL_t\ =\ Min(L_t,C_{t-1})\ =\ True Low \)
 
\( TR_t = TH_t-TL_t= \ True Range \)
 
\( ATR_t=GD_t^{arith.,m} [TR] = \ Avera­ge True Range \)

Nor­ma­li­sier­te Avera­ge True Ran­ge (NATR):

\( NATR_t = \frac{ATR_t} {C_t}\)

Avera­ge Rela­ti­ve True Ran­ge (ARTR):

\( RTR_t = \frac{(TH_t-TL_t)} {(TH_t+TL_t) \cdot 0,5}= Rela­ti­ve True Range \)
 
\( ARTR_t \ =\ GD^{arith.,m} [RTR]\ =\ Avera­ge Rela­ti­ve True Range \)

Sie­he auch (alter­na­ti­ve Defi­ni­ti­on) Avera­ge True Range


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