Chartarten

Hier wer­den nun eini­ge Chart­ty­pen vor­ge­stellt. Das Lini­en­chart, der Bal­ken­chart, der Ker­zen­chart = Cand­le­stick­chart, der Point&Figure Chart und der Kagi Chart.

Bei einem Chart mit gleich­be­rech­tig­ter Zeit­kom­po­nen­te wird für die Kon­struk­ti­on des Charts das Zeit­in­ter­vall defi­niert, wel­ches dann auf der X-Ach­se regel­mä­ßig um eine Ein­heit nach rechts abge­tra­gen wird. Je nach Chart­art wird dann nur der Schluss­kurs die­ses Zeit­in­ter­valls (Lini­en­chart) abge­tra­gen oder Eröff­nung (Open), Schluss (Clo­se), Hoch (High) und Tief (Low) des Zeit­in­ter­valls (Bar- oder Candlestickchart).

Bei den Point&Figure-, Kagi-, Ren­ko- und Three Line Break Charts wird die Zeit­kom­po­nen­te igno­riert. Zwar wird auch hier die Zeit­kom­po­nen­te auf der X-Ach­se abge­bil­det, es wird aber kein fes­tes Zeit­in­ter­vall defi­niert. Bei die­sen Chart­ty­pen wird für die Kon­struk­ti­on das Rever­sal (= Umkehr) fest­ge­legt: Wie groß muss die Gegen­be­we­gung min­des­tens sein, bevor eine Linie (Kagi), eine Säu­le (Point&Figure), ein Block (Ren­ko) in Gegen­rich­tung abge­tra­gen wird.
Das vor­an­schrei­ten der Zeit wird also eben­falls auf der X-Ach­se abge­tra­gen, aber wann eine neue Linie oder Säu­le abge­tra­gen wird, wird über die Stär­ke der Kurs­be­we­gung defi­niert. Das Rever­sal kann abso­lut in Punk­ten oder Euro (oder einer ande­ren Wäh­rung) defi­niert wer­den, oder als fes­ter Prozentbetrag.
Es wird mehr Wert gelegt auf signi­fi­kan­te Kurs­be­we­gun­gen und Trend­wech­sel. Das "sta­tis­ti­sche Rau­schen" - also der Klein­krieg zwi­schen Bul­len und Bären - wel­ches mit schö­ner Regel­mä­ßig­keit zu Fehl­si­gna­len führt, wird igno­riert. Erst wenn sich das Kräf­te­ver­hält­nis zwi­schen Bul­len und Bären tat­säch­lich ver­scho­ben hat, wird eine neue Trend­rich­tung ange­zeigt. Je grö­ßer das Rever­sal gewählt wird, des­to signi­fi­kan­ter muss die Ver­schie­bung von Ange­bot hin zu Nach­fra­ge sein oder umge­kehrt, bevor der Trend­wech­sel im Chart ange­zeigt wird.

Charts las­sen sich also viel­fäl­tig variieren:

  • Das Zeit­in­ter­vall kann von Minu­ten bis Jah­ren gewählt werden.
  • Die Kurs­ska­la kann arith­me­tisch oder log­arith­misch dar­ge­stellt werden.
  • Es kann nur der Schluss­kurs abge­tra­gen wer­den, oder aber Open, Clo­se, High und Low.
  • Wird die Zeit­kom­po­nen­te igno­riert, muss ein Rever­sal defi­niert werden.

Skalierung

Charts kön­nen ent­we­der mit einer linea­ren (= arith­me­ti­schen) oder einer halb­log­arith­mi­schen Kurs­ska­la kon­stru­iert wer­den. Auf der Y-Ach­se wer­den die Kurs­be­we­gun­gen abge­tra­gen, die X-Ach­se ist die Zeit­ach­se. Spe­zi­ell für län­ger­fris­ti­ge Ana­ly­sen emp­fiehlt sich die halb­log­arith­mi­sche Dar­stel­lung. Dabei wer­den die Kurs­be­we­gun­gen mit einer log­arith­mi­schen Ska­la dar­ge­stellt. Die Ska­la der Zeit­ach­se ist arithmetisch.
Beim arith­me­ti­schen Maß­stab zeigt die ver­ti­ka­le Kurs­ska­la glei­che Abstän­de für glei­che Kurs­ein­hei­ten. Der Abstand zwi­schen den Punk­ten 1 und 2 ist der glei­che, wie der­je­ni­ge zwi­schen den Punk­ten 9 und 10. Abso­lut beträgt die Dif­fe­renz 1 Punkt, aber von 1 bis 2 sind es 100% Zuwachs und von 9 bis 10 sind es 11% Zuwachs.

Bei der halb­log­arith­mi­schen Ska­lie­rung wer­den mit stei­gen­den Kur­sen die pro­zen­tua­len Zuwäch­se klei­ner. Der Abstand zwi­schen den Punk­ten 1 und 2 ist der glei­che wie zwi­schen 5 und 10, weil es sich bei­de Male um eine Ver­dop­pe­lung han­delt. Die Ska­la der Zeit­ach­se bleibt arithmetisch.

Linienchart

Im Lini­en­chart (sie­he Abbil­dung 1) wird nur der Schluss­kurs der ent­spre­chen­den Peri­ode ein­ge­zeich­net. Für vie­le Bör­sia­ner stellt der Tages­schluss­kurs der wich­tigs­te Kurs des Tages dar. Vie­le tech­ni­sche Ana­lys­ten ver­wen­den Lini­en­charts im lang­fris­ti­gen Bereich, weil lang­fris­ti­ge Trends und Trend­brü­che auf einen Blick und ohne zusätz­li­che Hilfs­mit­tel erkenn­bar sind.

Bei der aus­schließ­li­chen Ver­wen­dung des Schluss­kur­ses gehen aller­dings rele­van­te Infor­ma­tio­nen ver­lo­ren: Bezo­gen auf den Tages­chart der Eröff­nungs­kurs und die gesam­te Han­dels­span­ne, also das Tages­hoch und Tages­tief. Der Bar­chart und Cand­le­stick­chart machen die­se zusätz­li­chen Infor­ma­tio­nen auf einen Blick verfügbar.

Abbildung1

Balkenchart

Im Bal­ken­chart (= Bar­chart) wird die Schwan­kungs­brei­te eines jeden Tages (oder der gewähl­ten Peri­ode) durch einen senk­rech­ten Bal­ken (= Kurs­stab) dar­ge­stellt. In der Stan­dard­ein­stel­lung des Bal­ken­charts (sie­he Gra­fik 1 und Abbil­dung 2) ist die­ser Kurs­stab schwarz, der Eröff­nungs­kurs wird durch den klei­nen waag­rech­ten Strich links des Bal­kens dar­ge­stellt, der Schluss­kurs durch den klei­nen waag­rech­ten Strich rechts des Balkens.

Gra­fik 1

In ganz spar­ta­ni­schen Dar­stel­lun­gen wird nur die Han­dels­span­ne und der Schluss­kurs dar­ge­stellt, also Kurs­stab plus Strich rechts. Bei der „Luxus­va­ri­an­te“ wer­den stei­gen­de Bars grün und fal­len­de Bars rot ein­ge­färbt (sie­he Abbil­dung 3).

Bar­charts sind in der west­li­chen Welt seit lan­ger Zeit im Gebrauch. Der unge­üb­te Chart­le­ser tut sich mit der klas­si­schen schwar­zen Dar­stel­lung schwer, auf Anhieb die posi­ti­ven und die nega­ti­ven Tagen zu erken­nen. Die bun­te Vari­an­te ist wesent­lich anspre­chen­der. Eine Wei­ter­ent­wick­lung des Bar­charts ist der Cand­le­stick­chart. Die Grund­kon­struk­ti­on der Ker­zen erlaubt dem Chart­le­ser auf einen Blick, Eröff­nungs­kurs, Schluss­kurs, Tages­hoch und Tages­tief zu erkennen.

Abbil­dung 2
Abbil­dung 3

Candlestickchart

His­to­ri­sches

Die Geschich­te der Tech­ni­schen Ana­ly­se beginnt in Japan im 16. Jahr­hun­dert. Nach der Seki­ga­ha­ra Schlacht im Jahr 1600 wur­de Japan von Gene­ral Toku­ga­wa Iey­asu geeint. Er grün­de­te in Edo, dem heu­ti­gen Tokyo, sei­ne Regie­rung. Und wie alle Regie­run­gen brauch­te auch Toku­ga­wa Iey­asu Geld. Sei­ne Haupt­ein­nah­me­quel­le war Reis, wel­cher als Steu­er an ihn abzu­ge­ben war. Der Reis wur­de gela­gert und in die Pro­vin­zen wei­ter­ver­kauft. Das so ein­ge­nom­me­ne Geld wur­de groß­zü­gig aus­ge­ge­ben – wie im heu­ti­gen Leben auch. Wur­de der Reis und das Geld knapp, wur­de die nächs­te, noch auf dem Feld ste­hen­de Ern­te ver­kauft. Es wur­den Bele­ge für die­sen „Ter­min-Ver­kauf von Reis“ aus­ge­stellt, wel­che dann gehan­delt wur­den – der ers­te Future war gebo­ren, und damit natür­lich auch die Future-Händ­ler. Die woll­ten natür­lich ordent­lich Geld ver­die­nen und ver­such­ten, den Markt zu ver­ste­hen. Wie er auf bestim­me Ereig­nis­se reagiert, um damit die Prei­se auf den Reis-Future vor­her­zu­se­hen. Damit war die Tech­ni­sche Ana­ly­se gebo­ren. Über Gene­ra­tio­nen hin­weg wur­den die Ana­ly­se­me­tho­den ver­fei­nert und wohl im Jahr 1868 wur­den die Cand­le­sticks in der Form, wie wir sie ken­nen, erst­mals angewendet.

Ste­ve Nison hat 1990 die ers­ten Trader in der west­li­chen Welt in die­se Ana­ly­se­tech­nik eingeführt.

Es wer­den die glei­chen Daten wie bei den Bal­ken­charts verwendet:

  • Eröff­nungs­kurs
  • Tages­höchst­kurs
  • Tages­tiefst­kurs
  • Schluss­kurs

Hel­le (oder grü­ne oder unge­füll­te) Ker­zen bil­den stei­gen­de Kur­se ab, dunk­le (oder rote oder schwar­ze) Ker­zen fal­len­de Kur­se (sie­he Gra­fik 2 und Abbil­dung 4). Obwohl auf die glei­chen Daten zurück­ge­grif­fen wird, sind Cand­le­sticks visu­ell viel anspre­chen­der. Die abge­bil­de­ten Infor­ma­tio­nen kön­nen viel leich­ter inter­pre­tiert und ana­ly­siert werden.

Gra­fik 2
Abbil­dung 4

Cand­le­sticks eig­nen sich nicht nur als Dar­stel­lungs­art der Kur­se, sie sind gleich­zei­tig eine aner­kann­te Analysemethode.

Grund­sätz­li­ches

Der Vor­teil der Cand­le­sticks liegt in der Dar­stel­lungs­form und deren Infor­ma­ti­ons­ge­halt. Ein­zel­ne Ker­zen haben meist eine sehr begrenz­te Pro­gno­se­qua­li­tät. Die Ana­ly­se der For­ma­tio­nen hin­ge­gen – es gibt ins­ge­samt etwa 80 ver­schie­de­ne For­ma­tio­nen - bie­tet Ein­blick in die Ver­hal­tens­mus­ter der Markt­teil­neh­mer (= Beha­vi­oral Finan­ce). Inso­fern ist die Kennt­nis der Cand­le­stick-For­ma­tio­nen eine aus­ge­zeich­ne­te Hil­fe, die lang­fris­ti­gen oder kurz­fris­ti­gen Stim­mun­gen an den Märk­ten zu erken­nen und ent­spre­chen­de Vor­aus­sa­gen über zukünf­ti­ge Kurs­ent­wick­lun­gen zu treffen.

Vor­her­sa­ge­kraft

Die Vor­her­sa­ge­kraft von Cand­le­stick-For­ma­tio­nen ist in der Regel beschränkt auf die nächs­ten drei bis 5 Perioden.

  • in einem Stun­den­chart auf die nächs­ten 3-5 Stunden
  • auf Tages­ba­sis erlau­ben sie eine Vor­her­sa­ge der nächs­ten von 3-5 Tagen
  • auf Wochen­ba­sis erlau­ben sie eine Vor­her­sa­ge der nächs­ten 3-5 Wochen
  • auf Monats­ba­sis erlau­ben sie eine Vor­her­sa­ge der nächs­ten 3-5 Monaten

Die Cand­le­stick Ana­ly­se lie­fert kei­ne 100 % ein­tref­fen­den Vor­her­sa­gen – wie alle ande­ren Metho­den der Tech­ni­schen Ana­ly­se auch. Aber die Erfah­rung ver­sier­ter Cand­le­stick Trader zeigt, dass 60 % - 70 % der For­ma­tio­nen eine zutref­fen­de Kurs­ein­schät­zung für den Kurs­ver­lauf der nächs­ten Peri­oden wie­der geben. Ein wei­te­rer Vor­teil der Cand­le­sticks: sie las­sen sich mit allen Metho­den der Tech­ni­schen Ana­ly­se kom­bi­nie­ren, der Trend­ana­ly­se, der For­ma­ti­ons­ana­ly­se, den Indi­ka­to­ren und Oszil­la­to­ren. Dabei soll­te aber beach­tet wer­den, dass an ers­ter Stel­le der Ana­ly­se immer die Trend­ana­ly­se steht, und zwar unab­hän­gig von der ver­wen­de­ten Chart­art, dem Zeit­ho­ri­zont oder dem gewähl­ten Instru­ment. Erst dann wer­den die Chart-For­ma­tio­nen ana­ly­siert (Umkehr­for­ma­tio­nen und Fort­set­zungs­for­ma­tio­nen) und bei Bedarf Indi­ka­to­ren und Oszil­la­to­ren zu Hil­fe genom­men oder Sai­so­na­li­tä­ten verwendet.

Lite­ra­tur

Die wich­tigs­ten Cand­le­stick-For­ma­tio­nen wer­den hier vor­ge­stellt. Dar­über hin­aus wird auf das Buch „Bey­ond Cand­le­sticks“ von [Ste­ve Nison], John Wiley & Sons, Inc. ver­wie­sen, in deut­scher Über­set­zung erschie­nen im Finanz­buch­ver­lag mit dem Titel „Tech­ni­sche Ana­ly­se mit Candlesticks“.
Tho­mas N. Bul­kow­ski hat sich die Mühe gemacht, 103 Ker­zen­for­ma­tio­nen hin­sicht­lich ihrem tat­säch­li­chen Ver­hal­ten unter­sucht. Bulkowski's peni­ble Sta­tis­ti­ken zei­gen schwarz auf weiß, dass in die eine oder ande­re Cand­le­stick­for­ma­ti­on wesent­lich mehr hin­ein­ge­deu­tet wird, als sie tat­säch­lich hergibt.
Bar­ba­ra Rocke­fel­ler defi­niert in ihrem Buch "Chart­ana­ly­se für Dum­mies" die Vor­her­sa­ge­kraft von Candlesticks.

Point & Figure Chart

Die­ser Chart­typ wird seit min­des­tens 1886 ver­wen­det. Der Point & Figu­re Chart bil­det aus­schließ­lich Kurs­be­we­gun­gen ab. Die Zeit­kom­po­nen­te wird nicht mit einbezogen.

Jedem Käst­chen wird ein vor­her defi­nier­ter Punk­te­wert zuge­wie­sen (Box-Size) und jede Bewe­gung von mehr als einer Box-Size wird auf­ge­zeich­net. X steht für stei­gen­de Kur­se, 0 für fal­len­de Kur­se. Solan­ge die Kurs­be­we­gung in die glei­che Rich­tung geht, wer­den die X-Zei­chen über­ein­an­der bzw. die 0-Zei­chen unter­ein­an­der ein­ge­tra­gen. Alle Kurs­be­we­gun­gen, die unter der defi­nier­ten Box-Size lie­gen, wer­den ignoriert.
Eine neue Spal­te wird immer dann begon­nen, wenn sich die Rich­tung der bis­he­ri­gen Kurs­be­we­gung ändert. Es gibt nie gemisch­te Säu­len, immer nur „gesta­pel­te“ X oder „gesta­pel­te“ 0 Säu­len. Eine Ände­rung der Rich­tung der Kurs­be­we­gung wird dann ange­nom­men, wenn die Kurs­be­we­gung in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung der bis­he­ri­gen Kurs­be­we­gung eine gewis­se Min­dest­grö­ße erreicht (Rever­sal). In der Stan­dard­ein­stel­lung wird das Rever­sal mit 3 Box-Sizes definiert.

Beim Bestim­men der Box-Size gibt es die Vari­an­te der abso­lut defi­nier­ten Käst­chen­grö­ße oder die Vari­an­te der Käst­chen­grö­ße in Pro­zent (vom Kurs­wert). Das Rever­sal ist immer ein Viel­fa­ches des Box-Size. Je grö­ßer die­ses Viel­fa­che gewählt wird, des­to „ruhi­ger“ wird der Chart. Stö­ren­des Rau­schen wird ein­fach ausgeblendet.

Um die Zeit­kom­po­nen­te nicht ganz außer Acht zu las­sen, wer­den die Monats­zah­len inner­halb der Spal­ten ein­ge­fügt. Janu­ar bis Sep­tem­ber 1-9. Okto­ber bis Dezem­ber A-C.

Zum Bei­spiel: Beim DAX hat sich eine Box-Size von 50 Punk­ten bewährt. Bei einem 3er Rever­sal macht das 150 Punkte.
Ange­nom­men, der DAX befin­det sich im Auf­wärts­trend, die aktu­el­le Spal­te ist eine (stei­gen­de) X-Säu­le. Steigt nun der DAX um:

  • +50 bis +99 Punk­te: Es wird ein X nach oben abgetragen.
  • +100 bis +149 Punk­te: Es wer­den 2 X nach oben abgetragen.
  • +49 bis -149 Punk­te: Es wird nichts gemacht.
  • -150 bis -199 Punk­te: Es wird eine neue Säu­le begon­nen und drei 0 nach unten abgetragen.
  • -150 bis -249 Punk­te: Es wird eine neue Säu­le begon­nen und vier 0 nach unten abgetragen.

Sie­he Abbil­dung 5 und 6.

Abbil­dung 5
Abbil­dung 6

Noch­mals die Grund­la­gen Point&Figure Charts:

  • bil­det aus­schließ­lich Kurs­be­we­gun­gen ab
  • Zeit­kom­po­nen­te ist sekundär
  • hat kei­ne linea­re Zeitachse
  • stei­gen­de Kur­se wer­den in einer X-Säu­le dargestellt
  • fal­len­de Kur­se wer­den in einer 0-Säu­le dargestellt
  • Es gibt ent­we­der X oder 0-Säu­len - bei 1 Punkt Umkehr sind gemisch­te Säu­len möglich
  • Monats­an­ga­ben im Chart: 1 - 9 = Janu­ar – Sep­tem­ber, A - C = Okto­ber – Dezem­ber; Jah­res­zah­len in der X-Achse
  • Box-Size (=Käst­chen­grö­ße) und Rever­sal (Umkehr) wer­den definiert
  • Auf­grund der Kon­struk­ti­on gibt es kei­ne Gaps
  • Trend­li­ni­en wer­den im 45º Win­kel ein­ge­zeich­net (3 Punkt Umkehr)

Signal­er­zeu­gung

Im Point&Figure Chart ist die Gene­rie­rung eines Kauf- und Ver­kaufs­si­gnals klar und ein­deu­tig geregelt:

Abbil­dung 7

 Die wich­tigs­ten Point&Figure-Formationen wer­den hier vorgestellt.

Lite­ra­tur:

Rein­hard Scholl „Point&Figure“ erschie­nen im Finanz­buch­ver­lag. Eine Buch­be­schrei­bung fin­den Sie hier.

Kagi Chart

Kagi Charts wur­den um 1870 in Japan ent­wi­ckelt. Ins Deut­sche über­setzt bedeu­tet „Kagi“ Schlüs­sel, und zwar die mit einem brei­ten Bart. Sie wer­den auch Schlüs­sel- oder Haken-Charts oder Hook-Charts genannt.
Bei einem Chart mit gleich­be­rech­tig­ter Zeit­kom­po­nen­te wird für die Kon­struk­ti­on des Charts das Zeit­in­ter­vall defi­niert, wel­ches dann auf der X-Ach­se regel­mä­ßig abge­tra­gen wird. Je nach Chart­art wird dann nur der Schluss­kurs die­ses Zeit­in­ter­valls (Lini­en­chart) abge­tra­gen oder Eröff­nung, Schluss, Hoch und Tief des Zeit­in­ter­valls (Bar- oder Cand­le­stick Chart).

Kagi Charts gehö­ren neben den Ren­ko-, Three Line Break- und Point&Figure Charts zu den Chart­ar­ten, bei wel­chen die Zeit­kom­po­nen­te igno­riert wird.

In einem japa­ni­schen Buch über Kagi Charts soll zu lesen sein: „…Cand­le­stick Charts sind die bes­se­ren Bar Charts und Kagi Charts sind die bes­se­ren Point&Figure Charts.“

In der Stan­dard­ein­stel­lung wer­den nur Schluss­kur­se ver­wen­det. Es ist aber auch die Anwen­dung auf Intra­day-Basis mög­lich. Für die Kon­struk­ti­on eines Kagi Charts wird zuerst das Rever­sal fest­ge­legt: Wel­che Min­dest­grö­ße muss die Gegen­be­we­gung haben, dass eine Linie in Gegen­rich­tung ein­ge­zeich­net wird? Das Rever­sal kann als abso­lu­te Zahl oder als Pro­zent­wert von aktu­el­len Kurs defi­niert werden.

In Abbil­dung 8 ist der DAX mit einem Rever­sal von 50 Punk­ten dargestellt.

Abbil­dung 8

Ein Kagi Chart besteht aus ver­ti­ka­len dicken (= Yang) oder dün­nen Lini­en (=Yin), wel­che mit hori­zon­ta­len dicken oder dün­nen Lini­en ver­bun­den sind. Rich­tung sowie Stär­ke wer­den in direk­ter Abhän­gig­keit der Preis­ent­wick­lung ein­ge­zeich­net. Die ver­ti­ka­len Lini­en bil­den die Kurs­be­we­gung in Bewe­gungs­rich­tung ab. Solan­ge der Kurs ansteigt oder fällt, wird die ver­ti­ka­le Linie auf das Schluss­kurs­ni­veau ver­län­gert. Ändert sich die Bewe­gungs­rich­tung und wird die vor­her fest­ge­leg­te Rever­sal­grö­ße über­schrit­ten, wird eine neue ver­ti­ka­le Linie in Gegen­rich­tung ein­ge­zeich­net. Die bei­den Lini­en wer­den mit dem hori­zon­ta­len „Haken“ verbunden.

Inter­pre­ta­ti­on

Wie wird ein Kagi Chart interpretiert?
In Abbil­dung 9 ein Aus­schnitt aus dem DAX Chart.

Abbil­dung 9

Detail­zeich­nung 10

Bei der grü­nen 1 fol­gen­de Situa­ti­on: Nach einer dün­nen Abwärts­li­nie ein kur­ze Gegen­be­we­gung – es ging also um min­des­ten 50 Punk­te nach oben. Die Auf­wärts­be­we­gung ist nur kurz, es geht wie­der um min­des­tens 50 Punk­ten nach unten. Und wie­der ein Trend­wech­sel – es geht um min­des­ten 50 Punk­te nach oben – und die­ses Mal dau­er­haf­ter. Der bei der kur­zen Gegen­be­we­gung gebil­de­te Wider­stand wird über­schrit­ten – und damit wird die Auf­wärts­li­nie dick und es wird ein Kauf­si­gnal erzeugt. Der vor­an­ge­gan­ge­ne und gebro­che­ne Wider­stand wird als Schul­ter bezeich­net (sie­he Detail­zeich­nung 10).


Detail­zeich­nung 11

Bei der roten 2 fol­gen­de Situa­ti­on: Es wur­den immer neue­re Hochs aus­ge­bil­det, also ist die Linie dick. Bei der Abwärts­be­we­gung wird die aus­ge­bil­de­te Unter­stüt­zung unter­schrit­ten und die Linie wird dünn und es wird ein Ver­kaufs­si­gnal erzeugt. Die vor­an­ge­gan­ge­ne und gebro­che­ne Unter­stüt­zung wird als Tail­le bezeich­net (sie­he Detail­zeich­nung 11).

Wird eine durch eine Tail­le gebil­de­te Unter­stüt­zung gebro­chen (Abbil­dung 11) oder wird ein durch eine Schul­ter gebil­de­ter Wider­stand gebro­chen (Abbil­dung 10), so wird ein Ver­kaufs­si­gnal bzw. ein Kauf­si­gnal gene­riert. Beson­ders vor­sich­ti­ge Trader-Natu­ren war­ten eine Bestä­ti­gung eines Kauf- oder Ver­kauf­si­gnals ab, bevor sie das Signal befol­gen. Mul­ti-Level-Breaks ent­spre­chen einer Bestätigung.
In sei­nem Buch „Bey­ond Cand­le­sticks“ wid­met Ste­ve Nison die­sen Brü­chen (= Breaks) ein eige­nes Kapi­tel, den Mul­ti-Level Breaks. Es gibt durch­aus Trader, die eine Bestä­ti­gung abwar­ten, bevor sie ein Kauf- oder ein Ver­kaufs­si­gnal befol­gen. Eine ein­fa­che Bestä­ti­gung ent­spricht einem Two Level Break, eine dop­pel­te Bestä­ti­gung ent­spricht einem Three Level Break. Anzu­mer­ken ist, dass jede Bestä­ti­gung, die abge­war­tet wird, zwar Risi­ko aus der Posi­ti­on her­aus­nimmt, ande­rer­seits aber auch den poten­ti­el­len Gewinn schmälert.

Abbil­dung 12

In Abbil­dung 12 sind die Mul­ti-Level Breaks sche­ma­tisch dar­ge­stellt. Kommt es in einem Auf­wärts­trend zum Bruch der zuletzt aus­ge­bil­de­ten Tail­le T1, ist dies der One Level Break oder auch ein ein­fa­ches Ver­kaufs­si­gnal. Die (dicke) Yang Linie wird beim Break zu einer (dün­nen) Yin Linie. Wird im wei­te­ren Kurs­ver­lauf auch die davor aus­ge­bil­de­te Tail­le T2 gebro­chen, wel­che nied­ri­ger ist als T1, so ist dies ein Two Level Break. Mit die­sem zwei­ten Break wur­de das Ver­kaufs­si­gnal bestätigt.

Die zwei­te sche­ma­ti­sche Dar­stel­lung zeigt den Bruch eines Abwärts­trends, defi­niert durch fal­len­de Schul­tern und fal­len­de Tail­len. Beim Bruch der letz­ten Schul­ter S1 wird ein Kauf­si­gnal gene­riert, ein One Level Break. Die (dün­ne) Yin Linie wird zu einer (dicken) Yang Linie. Wird der Wider­stand von Schul­ter S2 gebro­chen und damit das Kauf­si­gnal bestä­tigt, ein Two Level Break. Wird auch der Wider­stand der drit­ten Schul­ter S3 gebro­chen, wird das Kauf­si­gnal erneut bestä­tigt, ein Three Level Break ist entstanden.

Abbil­dung 13

Im DAX-Chart in Abbil­dung 13 sind eini­ge Mul­ti-Level Breaks ein­ge­zeich­net. Deut­lich zu erken­nen: nach dem ers­ten Break einer Schul­ter oder eine Tail­le wech­selt die Liniendicke.

Sobald ein Wider­stand gebro­chen wird, wech­selt die Linie den Zustand von dünn in dick, es wird ein Auf­wärts­trend auf­ge­nom­men. Sobald eine Unter­stüt­zung gebro­chen wird, wech­selt die Linie den Zustand von dick in dünn, es wird ein Abwärts­trend auf­ge­nom­men. Yin und Yang spie­geln das Ver­hält­nis zwi­schen Ange­bot und Nach­fra­ge wie­der. Bei einer Serie dicker Lini­en (Yang) über­steigt die Nach­fra­ge das Ange­bot und die Kur­se stei­gen. Bei einer Serie dün­ner Lini­en (Yin) über­steigt das Ange­bot die Nach­fra­ge und die Kur­se fal­len. Da in einem Kagi Chart nur dann eine neue Linie ein­ge­zeich­net wird, wenn neue Höchst- bzw. Tiefst­kur­se erreicht wer­den, han­delt es sich in gewis­ser Wei­se um ein in sich geschlos­se­nes Break-out-Sys­tem oder auch Trend­fol­ge­sys­tem. Ein Vor­teil von Kagi Charts ist dar­in zu sehen, dass durch die Dicke der Lini­en die Markt­rich­tung und damit die Inves­ti­ti­ons­rich­tung optisch deut­lich ange­zeigt wird. Der Nach­teil zeigt sich in einem Seit­wärts­markt: Die Tref­fer­quo­te bei Trend­fol­ge­sys­te­men in Seit­wärts­märk­ten ist schlicht und ergrei­fend schlecht.

Signal­er­zeu­gung

„Buy on Yang, Sell on Yin“.
Signa­le beru­hen auf den Lini­en­wech­sel von Yin und Yang. Ein Kauf­si­gnal ent­steht, wenn die Linie von dünn auf dick wech­selt (Abbil­dung 10), ein Ver­kaufs­si­gnal ent­steht, bei einem Wech­sel von dick auf dünn (Abbil­dung 11). Je län­ger die Kagi-Linie, des­to wich­ti­ger ist sie.

Län­ge von Yin und Yang

Bei den Cand­le­sticks spie­gelt die Län­ge einer wei­ßen oder schwar­zen Ker­ze die Stär­ke der Bul­len oder Bären wider. Nach Ansicht von japa­ni­schen Tradern gilt eine Ker­ze als lang, wenn der Ker­zen­kör­per im Ver­gleich zum vor­he­ri­gen Ker­zen­kör­per min­des­tens drei­mal so lang ist. Auch gilt die Mit­te eines lan­gen Ker­zen­kör­pers als wich­ti­ge Unter­stüt­zungs- oder Wider­stands­zo­nen. Die­se Prin­zi­pi­en wur­den auch für die Kagi Charts über­nom­men. Je län­ger die Kagi-Linie, des­to wich­ti­ger ist sie. Auch das Ver­hält­nis zwi­schen dickem und dün­nen Lini­en­an­teil ist wich­tig. Die Gra­fik in Abbil­dung 14 soll dies veranschaulichen.

Abbil­dung 14

Wie auch bei Cand­le­stick Charts oder Point&Figure Charts gibt es auch bei Kagi Charts diver­se Formationen.

Range Bars

Ran­ge Bars gehö­ren neben Kagi Charts, den Ren­ko-, Three Line Break- und Point&Figure Charts zu den Chart­ar­ten, bei wel­chen die Zeit­kom­po­nen­te igno­riert wird.

Ran­ge Bars sind auch unter ande­ren Namen bekannt: Momen­tum Bars, On Bar Method, New Ran­ge Bar, Brea­kout Bars oder – eine deut­sche Vari­an­te – Span­ne abso­lut oder Spanne %.

Doch der Rei­he nach: Die gra­fi­sche Dar­stel­lung des Prei­ses in einem Chart ist die Basis der tech­ni­schen Ana­ly­se. Dabei wird der Preis auf der ver­ti­ka­len Ach­se abge­tra­gen und die Zeit auf der hori­zon­ta­len Ach­se. Wobei die Zeit in einem fest vor­ge­ge­be­nen Inter­vall, zum Bei­spiel 5 Minu­ten oder 1 Tag, vor­an­schrei­tet. Eine Ker­ze oder ein Bar (= Bal­ken) beinhal­tet also die Preis­span­ne die­ses Zeit­in­ter­valls. Es gibt eini­ge Chart­va­ri­an­ten, bei wel­chen die Zeit eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le spielt, so bei einem Point&Figure Chart und auch den Ren­ko Charts. Hier wird zwar auch die Zeit auf der hori­zon­ta­len Ach­se abge­tra­gen, aller­dings nicht in einem fest vor­ge­ge­be­nen Inter­vall, son­dern erst, wenn das ent­spre­chen­de Preis­kri­te­ri­um erfüllt ist. … hier gehts weiter …


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