Gartley AB = CD Muster

Das AB = CD Mus­ter wur­de von Harold M. Gart­ley (1899-1972) in sei­nem Buch „Pro­fits in the Stock Mar­ket“ beschrie­ben. Gart­ley wur­de in Newark, New Jer­sey, gebo­ren. Er mach­te sei­nen Bache­lor Abschluss in Com­mer­cial Sci­ence und sei­nen Mas­ter in Busi­ness Admi­nis­tra­ti­on an der New York Uni­ver­si­ty. An der Wall Street lern­te er das Bör­sen­ge­schäft von der Pike auf, er war unter ande­rem Händ­ler, Ana­lyst und Aus­bil­der. 1935 ver­öf­fent­lich­te er sei­ne Lehr­gangs­un­ter­la­gen als eine Art Ring­buch mit dem Titel „Pro­fits in the Stock Mar­ket“ – das Stück für 1.500 $. Das ent­sprach in der dama­li­gen Zeit immer­hin drei Fords! Der Leser bekam dafür was zum Ler­nen über Trends, die Dow Theo­rie, Drei­ecke, Glei­ten­de Durch­schnit­te und Gaps – und über Mus­ter (= Pat­tern). Das AB = CD Mus­ter fin­det sich in allen Zeit­rah­men und allen Märkten.

Das AB = CD Mus­ter wird mit Hil­fe der Sym­me­trie ermit­telt und bie­tet bei stei­gen­den oder fal­len­den Kur­sen gute Ein­stiegs­mög­lich­kei­ten. Wobei das Mus­ter nicht sym­me­trisch sein muss, also das Seg­ment CD nicht die glei­che preis­li­che und zeit­li­che Aus­deh­nung wie das Seg­ment AB haben muss (AB = CD).

In ca. 40% aller Fäl­le ist das Mus­ter per­fekt sym­me­trisch. Damit vari­iert das Mus­ter in 60% der Fäl­le. Aus die­sem Grund ist es sinn­vol­ler, von einem ABCD Mus­ter zu sprechen/schreiben.

Das von Gart­ley beschrie­be­ne ABCD Mus­ter ist das Basis­mus­ter für das Gart­ley "222" Mus­ter und dem Gart­ley Schmetterlingsmuster.

Beschreibung

Betrach­ten wir als ers­tes Abbil­dung 1. Die lin­ke Gra­fik in bul­li­schem Grün zeigt ein „bul­li­sches ABCD Mus­ter“, die rech­te Gra­fik in bea­ri­schem Rot zeigt ein „bea­ri­sches ABCD Muster“.

Abbil­dung 1

Das ABCD Mus­ter besteht aus 3 Seg­men­ten: AB, BC und CD, wobei der Beginn des Mus­ters bei Punkt A liegt. In einem gro­ßen Trend kann A ein signifikantes/bedeutendes Hoch oder Tief sein. Punkt A kann aber genau­so ein unter­ge­ord­ne­tes Hoch oder Tief sein.

Hier die Regeln für das bul­li­sche ABCD Mus­ter (links in grün) mit den Fibo­nac­ci Ver­hält­nis­sen (bea­risch vice versa):

  • Der Punkt A ist ein signi­fi­kan­tes Hoch, Punkt B ist ein signi­fi­kan­tes Tief. In die­sem Seg­ment AB gibt es kein höhe­res Hoch als A und kein tie­fe­res Tief als B.
  • Punkt C liegt über Punkt B unter Punkt A. 
    • Im klas­si­schen Fall beträgt BC 62% oder 79% von AB. In einem star­ken Markt (in Rich­tung von AB) kann die Kor­rek­tur auch nur 38% oder 50% betragen.
    • Im sel­te­nen Fall kann das Seg­ment BC 100% von AB betra­gen (nicht mehr!). Dann han­delt es sich um ein Dop­pel Top.
  • Nach Punkt C wird wie­der die von AB vor­ge­ge­be­ne Rich­tung aufgenommen.
  • Punkt D liegt unter­halb von Punkt B – es wird also ein tie­fe­res Tief ausgebildet. 
    • Im Seg­ment CD gibt es kein höhe­res Hoch als C und kein tie­fe­res Tief als D.
    • Im idea­len, sym­me­tri­schen Fall kann CD in Preis und Zeit die glei­che Aus­deh­nung haben wie AB – das klas­si­sche AB = CD Muster.
    • CD kann auch 127% oder 162% von BC erreichen.
    • CD kann auch 127%, 162% oder 200% (oder mehr) von AB erreichen.
    • CD kann die glei­che zeit­li­che Aus­deh­nung wie AB erreichen.
    • CD kann zwi­schen 62% und 162% der zeit­li­chen Aus­deh­nung von AB erreichen.
  • Es ist dar­auf zu ach­ten, ob Gaps und/oder beson­ders lan­ge Ker­zen im Seg­ment CD aus­ge­bil­det wer­den. Wenn ja, sind das Anzei­chen für eine star­ke Trend­be­we­gung. In die­sem Fall kann CD 127% oder 162% (oder mehr) von AB erreichen.

Das ABCD Mus­ter erin­nert stark an ein Zig­Zag der Elliott Waves, nur nicht so Detail-verliebt.

In Abbil­dung 2 das ABCD Mus­ter ergänzt um die Fibonacci-Verhältnisse.

Abbil­dung 2

In Wor­ten erklärt am Bul­lish ABCD (links in grün):

Die Abwärts­be­we­gung AB endet mit einer Umkehr an B. Die Kor­rek­tur BC endet bei C, am 38%, 50%, 62% oder 79% Retra­ce­ment von AB, dar­ge­stellt durch die gepunk­te­te graue Linie AC. Ein star­ker Trend (AB) impli­ziert eine gerin­ge Kor­rek­tur (38% oder 50%). Bei C dreht der Kurs in die Haupt­trend­rich­tung (vor­ge­ge­ben durch AB). Das zwei­te Bein der Haupt­trend­rich­tung CD wird aus­ge­bil­det. Die­se Bewe­gung CD kann die glei­che zeit­li­che und preis­li­che Aus­deh­nung wie AB aus­bil­den (AB = CD), oder 127 oder 162% (oder auch 200%) der preis­li­chen Aus­deh­nung von AB errei­chen, dar­ge­stellt durch die gepunk­te­te graue Linie CD. Die preis­li­che Aus­deh­nung von CD kann auch 127% oder 162% von BC errei­chen, dar­ge­stellt durch die gepunk­te­te graue Linie BD.

D ist der Ein­stiegs­punkt für Kauf/Long (bul­lish ABCD) oder Verkauf/Short (bea­rish ABCD).

Anwendung

Als ers­tes gilt es, die Trend­be­we­gung AB zu fin­den und das Ende die­ser Bewe­gung zu bestim­men. Nach­dem AB durch BC kor­ri­giert wur­de, wird wie­der die Haupt­trend­rich­tung mit CD auf­ge­nom­men. Nach Pes­aven­to ist ins­be­son­de­re nach C auf das Auf­tre­ten von Gaps und/oder starken/langen Ker­zen zu ach­ten. Dies impli­ziert, dass die Bewe­gung CD preis­lich und zeit­lich län­ger sein wird als AB. Wer­den die­se Seg­men­te inner­halb der Regeln aus­ge­bil­det, ist D der span­nen­de Punkt. Hier wer­den beim Bul­lish ABCD Long Posi­tio­nen und beim Bea­rish ABCD Short Posi­tio­nen auf­ge­baut. Der Stopp wird knapp unter/über D gelegt.

Das Kurs­ziel berech­net sich über das Seg­ment AD, an wel­ches Fibo-Retra­ce­ments ange­legt wer­den. Pes­aven­to bevor­zugt als ers­tes Kurs­ziel die 62%, als zwei­tes Kurs­ziel die 79% der Bewe­gung AD zum Ausstieg.

Literatur

Für wei­te­re Infor­ma­tio­nen wird auf das Buch „Chart­mus­ter rich­tig ana­ly­sie­ren und bewer­ten“ von Lar­ry Pes­aven­to und Les­lie Jou­flas ver­wie­sen, erschie­nen im Finanzbuchverlag.


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