Keltner Channel

Im Jahr 1960 ver­öf­fent­li­che Ches­ter W. Kelt­ner sein Buch „How to Make Money in Com­mo­di­ties“ und prä­sen­tier­te sei­ne Keltner-Channels.
Kelt­ner (1909-1998) war Getrei­de­händ­ler in Chi­ca­go, der in den 30ern des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts als jun­ger Mann für Ralph Ains­worth (1884-1965) arbei­tet und Han­dels­sys­te­me back-tes­te­te. Ver­mut­lich waren die Kanä­le in die­sen Stra­te­gien ent­hal­ten. Kelt­ner ist also nicht der Ent­wick­ler der Kanä­le gilt, son­dern nur der, der sie als ers­ter beschrie­ben hat.
Als eng­li­sches Wort­spiel: "Kelt­ner Chan­nels are not Keltner's Channels."

Wel­che Über­le­gung steckt dahin­ter, den Kurs mit Bän­dern zu umhüllen?
Kanä­le oder Bän­der bestehen aus zwei Kom­po­nen­ten: einem glei­ten­den Durch­schnitt als Trend­fol­ger, wobei der GD mit unter­schied­li­chen Metho­den berech­net wer­den kann und eine die­sen GD umhül­len­de Kom­po­nen­te. Kom­po­nen­te Eins gibt die Trend­rich­tung und die Trend­stär­ke an, Kom­po­nen­te Zwei defi­niert Unter­stüt­zungs- und Wider­stands­zo­nen und zeigt Extrem­be­we­gun­gen des Kur­ses an.
Es lässt sich die Aus­sa­ge­kraft eines ein­zel­nen glei­ten­den Durch­schnitts erhö­hen, indem man ihn mit Pro­zent­bän­dern oder Kanä­len umgibt. Die Pro­zent­bän­der wer­den mit einem fes­ten Pro­zent­satz über und unter einem glei­ten­den Durch­schnitt (GD) plat­ziert. Wenn der Kurs vom GD zu weit abweicht, wer­den extre­me Markt­si­tua­tio­nen ange­zeigt. Bei kurz­fris­tig ori­en­tier­ten Anle­gern wer­den oft 3 % Bän­der um die 21-Tage Lini­en ver­wen­det. Für lang­fris­ti­ge Ana­ly­sen wer­den 5 % Bän­der und der 10-Wochen Durch­schnitt, oder 10 % Bän­der und der 40-Wochen Durch­schnitt ver­wen­det. Nach­tei­le der Pro­zent­bän­der sind, dass sie gemäß ihrer Berech­nung immer einen fes­ten Abstand zu ihrem GD haben - ohne Berück­sich­ti­gung der Han­dels­span­ne oder Volatilität.

Kelt­ner hat durch die Berück­sich­ti­gung der täg­li­chen Han­dels­span­ne die Vola­ti­li­tät in sei­ner Chan­nel-Kon­st­uk­ti­on mit eingebaut.

In Abbil­dung 1 ist der Sil­ber­preis in USD, Dai­ly, mit dem Kelt­ner-Chan­nel. Im Chart ist deut­lich zu erken­nen wie der Kelt­ner-Chan­nel um den Kurs „mäan­dert“. In Zei­ten gerin­ger Vola­ti­li­tät lie­gen das unte­re und das obe­re Kelt­ner Band dicht beim Kelt­ner-GD, wer­den die täg­li­chen Han­dels­span­nen grö­ßer, so ent­fer­nen sich die bei­den Bän­der von ihrem GD.

Abb. 1 Silber/USD mit KeltnerChanne

Berechnung

Um einen Kelt­ner-Chan­nel zu kon­stru­ie­ren, wird zuerst ein glei­ten­der Durch­schnitt berech­net, aller­dings nicht auf Schluss­kurs­ba­sis, son­dern aus einem soge­nann­ten typi­schen Preis (typi­cal pri­ce). Der typi­sche Preis für einen Kelt­ner-Chan­nel ist die Sum­me aus Hoch plus Tief plus Schluss­kurs divi­diert durch 3.

\( TP_t=\frac{H_t+L_t+C_t}{3} \)

Ergo: ein Kelt­ner-Chan­nel kann nur dann kon­stru­iert wer­den, wenn High, Low und Clo­se der ent­spre­chen­den Peri­ode bekannt sind.

Die­ser typi­sche Preis wird zum Bei­spiel auch ver­wen­det bei der Berech­nung des CCI (Com­mo­di­ty Chan­nel Index) von Donald Lam­bert. Auch für die Berech­nung der Pivot Punk­te wer­den typi­sche Prei­se ver­wen­det, und auch bei Ichi­mo­ku Kin­ko Hyo wird für die Berech­nung der glei­ten­den Durch­schnit­te ein spe­zi­fi­scher typi­scher Preis verwendet.

Beim Kelt­ner-Chan­nel wird auf die­sen typi­schen Preis ein 10-Tage GD berech­net. Die­ser wird als Mit­tel­li­nie in den Chart ein­ge­zeich­net. Im zwei­ten Schritt wer­den die Kanal­be­gren­zun­gen berech­net. Dafür wird die durch­schnitt­li­che Han­dels­span­ne berech­net – also die Dif­fe­renz zwi­schen Tages­höchst- und Tages­tiefst­kurs. Damit wird auch die Vola­ti­li­tät in die Berech­nung mit ein­be­zo­gen. Die durch­schnitt­li­che Han­dels­span­ne wird nun zum typi­schen Preis addiert um das obe­re Band zu berech­nen und wird sub­tra­hiert, um das unte­re Band zu berechnen.

Heut­zu­ta­ge wird oft die Avera­ge True Ran­ge (ATR) von Wel­les Wil­der anstatt die durch­schnitt­li­che Han­dels­span­ne verwendet.

Interpretation

Der Kelt­ner-Chan­nel wird als Trend­fol­ge­sys­tem verwendet:

• Bricht der Kurs aus dem obe­ren Band aus, so wird das als Kauf­si­gnal gewertet.
• Bricht der Kurs aus dem unte­ren Band aus, so wird das als Ver­kaufs­si­gnal gewertet.


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